Heute abend ist es so weit.

Eigene Erfahrungsberichte zu Baclofen und Alkohol
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Anne
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Re: Heute abend ist es so weit.

Beitragvon Anne » 5. März 2014, 22:53

Hallo tournesol!
Wie wäre es wieder mit einer Kur? Als alleinerziehende Mum hättest du dir diese doch auf jeden Fall verdient, oder?
Ich hoffe und glaube, dass du dennoch die schönen Momente, die es zwischendurch wahrscheinlich gibt, wahrnehmen und genießen kannst. Die Kinder werden so schnell groß. Und deine Süße ist in einem schönen Alter. Ich fand das Grundschulalter am schönsten mit meinen Kids.
Toll, dass du auf einem guten Weg bist, trotz allem drum und dran! [dance]
Liebe Grüße
Anne [hi_bye]

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tournesol
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Re: Heute abend ist es so weit.

Beitragvon tournesol » 6. März 2014, 09:09

Liebe Conny,

Wenn ich vorher in 8 von 10 Situationen getrunken habe, sind es heute nur noch 5 von 10. Ich hole auf.


Dieser Satz beeindruckt mich grad sehr. Das ist genau die "liebevolle Nachsicht mit sich selbst", die ich oft so schwer hinkriege, und dann versinke ich wieder im Selbsthass. Überhaupt finde ich Deinen Artikel ungeheuer beruhigend und hilfreich. Danke. Und:

Baclofen macht Räume frei zur Aufarbeitung teilweise sehr alter Belastungen. Man hat aber noch keine neuen Muster, wie damit umzugehen sein könnte. Es wird psychische Kapazität frei, sich auseinanderzusetzen.


Großartig. Genau so ist es. Mir wird grad einiges klar...

Meine innere Richterin sollte mal etwas weniger rumkrakeelen, als sie es den ganzen Februar lang getan hat. Ich sehe sie zu jeder Minute des Tages da oben über mir sitzen, breitbeinig, vierschrötig, eine hässliche Walküre, höre sie "DU SOLLTEST JETZT ABER" und "SIEHSTE, DU STÜCK DRECK!" belfern. Blöde Kuh, könnte man jetzt denken, aber sie ist nun mal ein Teil von mir, den es zu integrieren, nicht abzulehnen gilt.

Heute ist der sechste Tag ohne Alk. Die Wogen glätten sich. Ich hab im März noch nicht getrunken.
Aber im Moment bin ich noch nicht bereit für eine weitere Therapie. Ich will und kann nicht schon wieder das ganze Elend mit dem toten Vater meines Kindes und meine verkorkste Psyche vor jemandem ausbreiten. Noch nicht.

@Anne, eine MuKiKur bedeutet auch wieder viel Orga, und dazu habe ich im Moment einfach nicht die Kraft und die mentalen Reserven. Ich möchte mich im Moment einfach nur ganz still verhalten, und das Sozialamt (Wohngeld), das Jugendamt (Betreuung), das Finanzamt, die Schule (Matheprobleme) und meine Arbeit und die Geldsorgen ziehen mir grad einfach zu viel raus. Mehr kann ich grad nicht. Vielleicht im Herbst.

Nochmal danke für Eure lieben Worte!
Sonnige Grüße aus dem Pott von
tournesol
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GoldenTulip
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Re: Heute abend ist es so weit.

Beitragvon GoldenTulip » 6. März 2014, 09:25

Liebe tournesol,

Das ist genau die Art von "Nachsicht mit sich selbst", die ich oft so schwer hinkriege, und dann versinke ich wieder im Selbsthass.


Der Witz an der Sache ist, dass man nicht allein sich selbst zu verzeihen hat, sondern dass man den Selbsthass auch integrieren muss. Man muss auch seine Unversönlichkeit annehmen. Diese feine Unterscheidung wird selten gemacht.
Wenn man das nämlich unterlässt, bleibt eine schwelende Restwut.
Und die lässt sich nicht therapeutisch wegdiskutieren, sondern nur betäuben.
Kurz gesagt, man darf sich annnehmen, auch wenn man Scheiße ist. Unbedingte Liebe zu sich selbst.

Mindert Scham, Schuld und entzieht der reaktiven Trinkerei substantiell den Boden. Der Nachteil ist, dass es dauert, bis man es auch so fühlen, und nicht nur denken kann.

Wendig wie ein Ninja mit dem eigenen Geist umzugehen, mit ihm zu tanzen, ist die Kunst. Wenn man ihn zum Gegner macht, hat man verloren. Wenn man ihn zum Führer seines Weges ernennt, auch.

Das ist Zen-Gedankengut. Jede Identifikation entfernt Dich von Dir selbst.

Ich kann zwischen Deinen Zeilen lesen, dass Du das eigentlich schon alles weißt. Mir fehlt auch oft noch der Mut, loszulassen. Und das üben wir gerade, ja?!

Lieben Gruß
Conny
Siegreiche Krieger siegen bevor sie in den Krieg ziehen, während Verlierer erst in den Krieg ziehen und dann versuchen, zu gewinnen. Sunzi.
Wenn Du nichts tun kannst, tu, was Du tun kannst. Conny.

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Re: Heute abend ist es so weit.

Beitragvon tournesol » 25. März 2014, 10:07

Liebe Conny, liebe alle,

Ich kann zwischen Deinen Zeilen lesen, dass Du das eigentlich schon alles weißt. Mir fehlt auch oft noch der Mut, loszulassen. Und das üben wir gerade, ja?!


Ja, so ist es wohl. Das siehst Du völlig richtig. Loslassen ist schwer. Bei mir geht es grad auch mit totaler sozialer Isolation, selbstgewählter, einher. Und es fühlt sich GUT an.

Nachdem der Februar so durchweg klatschnass war, begann der März recht vielversprechend, aber nach einer Woche hatte ich dann wieder die Kanne am Hals, dreimal Rotwein-Vollrausch innerhalb einer Woche, für nix, für NIX. Ich hab hier gesessen und *mi-mi-mi* gemacht, und dann dachte ich: So, jetzt müssen andere Strategien her.

Und siehe da: Seit einer Woche gehe ich jetzt jeden Morgen 30-40 Minuten walken (laufen ist nicht, dazu bin ich zu schwäär), und wenn die Zeit hinkommt, gehe ich nachmittags nochmal schwimmen, ein Kilometer, 40 Minuten.
Und rappzapp: Der Druck ist weg - es ist unfassbar! Nicht dass sich hier privat und beruflich viel getan hätte, hab immer noch Ärger am Hals, fühle mich verantwortlich für Dinge, für die ich nur bedingt was kann, lebe fremdbestimmt durch Alleinerziehendsein und hab keinen Raum für mich und meine Bedürfnisse, aber: Ich muss das nicht mehr wegsaufen, das macht jetzt der Sport für mich - nur Dranbleiben ist angesagt. Dranbleiben, dranbleiben.

Ich stehe ziemlich fassungslos davor und denke: "Warum hab ich das nicht früher...?! Letzten Sommer ging das doch auch, sogar ohne Baclofen!!" Aber so wollten wir ja nicht mehr denken.

Bac bleibt weiter dabei, 50 mg am Tag. Mehr hat mich zu sehr gelähmt, ist ja ein Relaxans, das die Muckis weich macht, und ich fühlte mich oft wie eine Marionette bei der Augsburger Puppenkiste, die ihre Bewegungen nicht selbst kontrollieren kann. Jetzt, mit etwas Sport, wissen die Muskeln auch wieder, was zu tun ist.

Das Einzige, was nervt, ist, dass ich einen gesegnten Appetit entwickle, aber hey. Es geht nicht alles auf einmal, obwohl der Sommer dräut und ich eigentlich gerne mal wieder einen erleben möchte, in dem ich nicht als schwitzende Walze in schwarzen Wallegewändern durch die City ächze. Aber eins nach dem anderen, noch ist es nicht Juli.

On her way to the swimming pool - liebe Grüße an alle!
tournesol
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Re: Heute abend ist es so weit.

Beitragvon GoldenTulip » 25. März 2014, 14:51

Das hast Du so schön geschrieben.

Conny
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Re: Heute abend ist es so weit.

Beitragvon tournesol » 21. November 2014, 08:14

.
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Re: Heute abend ist es so weit.

Beitragvon Suse » 2. Dezember 2014, 23:51

??????????????????????????????

Ich hatte so gehofft, wieder von dir zu lesen, Tournesol.
Aber ich sehe nur einen Punkt...?

Hoffe, es geht dir einigermaßen gut, lieben Gruß, Suse
Früherer Name: Desperatio

Plötzlich konnte ich sehen und ich war froh. Doch was ich sah, gefiel mir nicht. Ich lerne, neu zu sehen. Suse


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