Pharmakotherapie der Alkoholabhängigkeit (Fachartikel 2011)

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gretikatz
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Pharmakotherapie der Alkoholabhängigkeit (Fachartikel 2011)

Beitragvon gretikatz » 18. Oktober 2014, 15:48


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DonQuixote
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Re: Pharmakotherapie der Alkoholabhängigkeit (Fachartikel 2011)

Beitragvon DonQuixote » 18. Oktober 2014, 18:25

Hi Gretikatz
Danke für das Fundstück [good]. Der Artikel ist schon etwas älter (2011). Ich habe den Thread-Titel dahingehend ergänzt. Und so kann der Artikel was Baclofen betrifft die Entwicklung der letzten drei Jahre halt nicht wiedergeben. Nachstehend der Absatz des Fachartikels, in welchem es um Baclofen geht und in welchem ein nur sehr verhalten positives Fazit gezogen wird:

Fachartikel hat geschrieben:GABA ist der bedeutendste inhibitoriale Neurotransmitter im Gehirn. Die Freisetzung von Dopamin im Nucleus accumbens wird durch GABAerge Neurone reguliert. Alkohol selber führt über GABAerge Neurone indirekt zu einer Freisetzung von Dopamin. GABA bindet an zwei ionotrope (GABA-A und GABA-C) und einen metabotropen G-Protein-gekoppelten Rezeptor (GABA-B). Der GABA-B-Rezeptor besteht aus zwei Untereinheiten (GABA-1 und GABA-2) und ist im sogenannten Belohnungssystem des Gehirns lokalisiert. Er scheint eine bedeutsame Rolle in der Vermittlung alkoholbezogener Reize und Stimuli zu spielen [101–103], aber auch für die Modulation von Stressreizen [104, 105]. Klinisch wurde der selektive GABA-B-Rezeptor-Agonist Baclofen als mögliche Anticraving-Substanz untersucht [106]. Die Substanz hat in der Öffentlichkeit deswegen eine gewisse Resonanz, weil sie in einem positiv getönten Erlebnisbericht und Buch eines alkoholkranken Arztes, der sich selbst mit Baclofen «heilte», thematisiert wurde [107, 108]. Das Medikament selber wird seit Jahren für die Therapie und Spastizität bei Multipler Sklerose und anderen neurologischen Erkrankungen eingesetzt (Dosisbereich 15–80 mg). Die Halbwertszeit beträgt 2 bis 4 Stunden, höchste Plasmakonzentrationen werden etwa nach 2 Std. erreicht. Die Substanz wird oral resorbiert und in der Leber zu einem geringen Teil metabolisiert (ca. 15%), zu 85% unverändert ausgeschieden. Die Plasma-Protein-Bindung beträgt ca. 30% [109]. Das Medikament wurde relativ intensiv in vorklinischen Studien untersucht. Baclofen unterdrückt die alkoholvermittelte Dopaminfreisetzung im Nucleus accumbens [110, 111]. Im Tiermodell vermindert Baclofen die Alkoholaufnahme bei Ratten [12, 110, 111]. Möglicherweise wird auch das Alkoholentzugssyndrom günstig beeinflusst [112], wobei die Datenlage hier heterogen ist [112–132]. Klinisch liegen dazu bislang allerdings nur wenige Untersuchungen vor [128–132], eine aktuelle Cochrane-Analyse ergab keinen Wirknachweis [128]. Eine relevante Nebenwirkung von Baclofen könnte vor allem Sedierung sein. Relevante Interaktionen mit Alkohol sind nicht bekannt. Eine erste offene Prüfung über acht Wochen mit Baclofen 15 mg, dann 30 mg, lieferte ermutigende Befunde [127]. Die Verträglichkeit und Wirksamkeit waren auch in einer zweiten Pilotstudie gut [128]. Zwei weitere etwas grössere offene Prüfungen gaben weiter Anlass zu Optimismus [129, 130]. Zur Frage der Rückfallvermeidung legte die italienische Arbeitsgruppe in der Folge zwei plazebokontrollierte Untersuchungen von 39 bzw. 84 Patienten vor [128, 133, 134], mit klarem Wirknachweis. Höhere Dosen führten dabei zu einem besseren Ergebnis [135]. Eine US-amerikanische Untersuchung war dagegen negativ [136], so dass trotz guter Verträglichkeit die Bedeutung von Baclofen in der Therapie der Alkoholabhängigkeit derzeit offen ist.

DonQuixote


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