Aller Anfang ist schwer (Baclofen und Alkohol)

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Re: Aller Anfang ist schwer (Baclofen und Alkohol)

Beitragvon edgarM » 14. Dezember 2014, 11:31

Ok, gestern hatte ich die erste Nebenwirkung oder vielleicht waren es die 1,5L Bier im Zusammenhang mit Baclofen.
Plötzlich spürte ich bleierne Müdigkeit nach dem Trinken. Dann drei Stunden geschlafen und gut war. Jetzt kann ich sagen, es ist Suchtdruck. Einfaches Verlangen treibt mich nicht, trotz Entschlossenheit, nix zu trinken, dann doch Bier zu kaufen. Die vierte Dosis Baclofen habe ich trotzdem um 21:00 genommen, also gestern auf 20mg/Tag erhöht.

Eben war ich wieder auf Tour, Berg und Tal, häufiges Bücken nach Steinen und Graben. Nach 2,5 Stunden wurde mir anders. Der Kreislauf war im Keller. Schwindel und das Gefühl, die Beine wollen nicht mehr. Eine Freundin am Telefon hat mich beruhigen können, dass ich keine Panik kriege. War dann doch nicht sooo schlimm wie befürchtet. Jetzt ist wieder alles ok.

Ab jetzt kein Bier mehr, das ist mir zu heikel. [black_eye]

Viele Grüße, Edgar
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Re: Aller Anfang ist schwer (Baclofen und Alkohol)

Beitragvon GoldenTulip » 14. Dezember 2014, 12:53

Hallo Edgar,

Ab jetzt kein Bier mehr, das ist mir zu heikel.


Das ist ein guter Plan, finde ich. Und weiter langsam aufdosieren. Mit dem Unterlassen des Bieres gehen dem Körper jedoch auch Mineralstoffe und Flüssigkeit verloren. Kreislaufprobleme sind da nicht wirklich verwunderlich. Ausreichend unalkoholisch zu Trinken, und - für eine Übergangszeit - mal etwas Süßes/ Müsliriegel/ Vollkornbrot etc. zu essen könnte helfen. Das beugt Unterzuckerung vor.
Da macht nicht Baclofen die körperlichen Probleme, sondern das Wechselspiel aus kein Alkohol mehr, gabaerge Umstellung und in Deinem Fall noch die körperliche Anstrengung.
Betrachte Dich im Übergang als "rekonvaleszent". Schonen, Ruhe, Päppeln, keine Marathonläufe.

Lieben Gruß
Conny
Siegreiche Krieger siegen bevor sie in den Krieg ziehen, während Verlierer erst in den Krieg ziehen und dann versuchen, zu gewinnen. Sunzi.
Wenn Du nichts tun kannst, tu, was Du tun kannst. Conny.

In respektvollem Gedenken an Aaron Swartz http://de.wikipedia.org/wiki/Aaron_Swartz

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Re: Aller Anfang ist schwer (Baclofen und Alkohol)

Beitragvon edgarM » 14. Dezember 2014, 13:15

Danke Conny,

für die Flüssigkeitszufuhr habe ich gesorgt und auch ausreichend gegessen und zwischendurch Süßes. War wohl "nur" die körperliche Anstrengung und wohl immer noch Entzug. [unknown]

Liebe Grüße, Edgar
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Re: Aller Anfang ist schwer (Baclofen und Alkohol)

Beitragvon edgarM » 15. Dezember 2014, 19:49

Käpten Kirk an Brücke: Noch ein Pils!
Habe mich mit 5L Bier heute weggebeamt.

edit: gelöscht, weil betrunken Quatsch geschrieben...

LG, Edgar
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Re: Aller Anfang ist schwer (Baclofen und Alkohol)

Beitragvon Loki » 16. Dezember 2014, 15:52

Hallöchen [hi_bye]

GoldenTulip hat geschrieben:Hallo Edgar...
Schonen, Ruhe, Päppeln, keine Marathonläufe.
Conny


Äußerst lustig, dass er keine Marathonläufe unternehmen soll. Danke. [mocking]
Heutzutage ist es ziemlich hart, ein Irrer im mittleren Alter zu sein.
(John Katzenbach)

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Re: Aller Anfang ist schwer (Baclofen und Alkohol)

Beitragvon edgarM » 18. Dezember 2014, 10:18

Hallo zusammen,

so gehts nicht weiter. Stürze ab, mache zwei Tage Pause und dann wieder Absturz. Rauf - runter - rauf - runter.
Werde jetzt mal ein paar Tage kiffen. Vielleicht kann ich dann die Finger vom Bier lassen. [unknown]

@Loki
Conny meinte das sicher nicht wörtlich mit dem Marathonlauf. Habs auch nicht so verstanden.

Viele Grüße, Edgar
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Re: Aller Anfang ist schwer (Baclofen und Alkohol)

Beitragvon ed01 » 18. Dezember 2014, 11:22

Hi,

ich habe noch keine Erfahrungen, aber du hast ja ziemlich schnell reduziert. Vllcht. ist das ja zu schnell. Das Bac braucht ja auch eine Zeit bis es seine Wirkung aufbaut.

Warum bleibst du nicht bei deinem Plan mit dem langsamen reduzieren. Hier ist dann die Zeit in der du das Bac nimmst auch länger.

Gut Ding will Weile haben

Gruß
ed

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Re: Aller Anfang ist schwer (Baclofen und Alkohol)

Beitragvon edgarM » 18. Dezember 2014, 13:13

Habe versucht, auf NULL zu gehen, weil ich mir wahrscheinlich was beweisen wollte. Nur habe ich den Suchtdruck stark unterschätzt. Der schlägt zu wie ein Hammer. Das halte ich ein zwei Tage aus, aber dann geht nix mehr ohne Bier.
Ich werde jetzt den ursprünglichen Plan wieder aufnehmen, hast Recht @ed. Mit 2,5L Bier am Tag sollte es erst mal gehen. Ich warte jetzt aber noch ein zwei Tage bis ich die Dosis von Baclofen erhöhe und dann eine Flasche reduzieren.

Grüße, Edgar
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Re: Aller Anfang ist schwer (Baclofen und Alkohol)

Beitragvon GoldenTulip » 18. Dezember 2014, 15:14

Lieber Edgar,

der Entschluss, aufzuhören zu Trinken bewirkt oft einen Systemschock. Rational ist allles paletti, aber emotional und körper-systemisch ist noch gar nichts so klar
Stell es Dir vor wie einen Zug, in dem der Lokführer nach Spanien will, aber die Gäste wollen alle nach Italien.

Du bist an dem Punkt, wo man sich ersteinmal auf's Reiseziel einigen darf.

Und ich finde das extrem wichtig, sich zu einigen, wohin man umzuziehen gedenkt.
Ist der Alkohol weg, entsteht eine Lücke. Wer entscheidet dann, wer fährt den Bus?

Ich gebe Dir den Rat, allen Beteiligten zuzuhören. Auch denen, die maulen, murren und jammern, dass Du ihnen die Ungeheuerlichkeit des Alkoholentzug zumutest. Sie haben alle ein Recht auf ihre Wahrnehmung. Lass sie sich aussprechen, und dann fang an, zu verhandeln.

"Rückfall" findet statt, wenn mann nicht alle beteiligten Anteile an den Konferenztisch bittet und einen Konsenz will.

Darum dauert es auch solange, den Wunsch in die Tat umzusetzen,

ganz lieben Gruß,
Conny
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Re: Aller Anfang ist schwer (Baclofen und Alkohol)

Beitragvon edgarM » 19. Dezember 2014, 06:15

Liebe Conny,

so ganz habe ich deine Metapher nicht verstanden. Soll das heissen, wir fahren erstmal in die Schweiz oder Südfrankreich, bevor es nach Spanien geht?
Ich versuche jeden Tag die Anteile in mir, die noch Alkohol wollen, zu überlisten. Ich koche mir lecker Essen, gehe in die Wanne und mache fast nur angenehme Tätigkeiten. Aber dieses Austricksen funktioniert nur bis Mittag. Dann wird es dunkel und trüb, passend zum Wetter hier. Ich sitze dann da, wie ein Betonklotz. Nichts macht mehr auch nur annähernd Spaß. Das geht bis zur vollkommenen Lähmung. Trinke ich ein paar Biere, gehts wieder. Zumindest bin ich dann wieder handlungsfähig.
Das ist ja das Dilemma. Auch nach Wochen oder länger ohne Alkohol ging es mir nie gut. Klar, es kann nicht immer alles himmelhoch jauchzend sein. Aber mir geht es dann fast durchgehend richtig dreckig. Es ist dann nur ein Aushalten, egal was ich tue. Professionelle Hilfe hat mir da auch nie helfen können. Gesprächstherapien betrachte ich mittlerweile als sinnloses Gelaber, was meine Erfahrungen angeht. Von wegen, das Kind in mir an die Hand nehmen und so'n Mist. Ein Therapeut ist sogar während der Sitzung eingepennt. Mit der Fraktion bin ich fertig.
Den spirituellen Weg habe ich auch schon versucht bis hin zu einer indianischen Schamanin in USA. Alles nur Blender! Da musste ich immer noch aufpassen, nicht von denen abhängig zu werden. Oft war deren Ego größer, als ein Heissluftballon. Die Erleuchtung suche ich also auch nicht mehr. Eckart Tolle hat richtig Schwein gehabt. Mother Meera ist die einzige, wo ich das Gefühl hatte, sie kann was für mich tun. Aber zu den Darshans kann ich im Moment nicht mehr hin, weil zu viele Leute da sind.
Also ist mein Ziel jetzt, erst einmal trocken zu werden. Dann gehe ich wieder zur Hypnosetherapie, von der ich mir viel verspreche. Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied. Nur wenn ich kaum das Schmiedeeisen halten kann, komm ich nicht weiter.

Viele Grüße, Edgar
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Re: Aller Anfang ist schwer (Baclofen und Alkohol)

Beitragvon ed01 » 19. Dezember 2014, 08:37

Hallo Edgar,

wie schon geschrieben musst du ja nicht gleich auf Null. So wie ich das sehe setzt du dich enorm unter Druck. Und das kann doch nur nach hinten los gehen meine ich. Lass dach Bac wirken und mach kleine Schritte. Und erfreue dich dann daran und dem Erfolg dass du wieder ein kleines Stück weiter bist.

Und solltest du dann doch mal einen rückfall haben, ist doch nicht schlimm. Mach einfach an nächsten Tag wieder weiter mit deiner Strategie. Solange du dann so klarkommst finde ich das völlig ok.

@Conny
Ich habe das leider auch nicht ganz verstanden. Nicht böse sein.... [angel]

Gruß
ed

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Re: Aller Anfang ist schwer (Baclofen und Alkohol)

Beitragvon Papfl » 19. Dezember 2014, 09:33

Hallo Edgar,

was Du beschreibst, kennen fast alle, die mit dem Konsum eines Suchtmittels aufhören. Da ist dann erstmal ganz viel "NICHTS". Und es ist weiß Gott nicht leicht, sich quasi von heute auf morgen die vormals "künstlich" erzeugten Glücksgefühle anderweitig zu verschaffen. Abhängige Menschen haben sehr viel Zeit mit ihrem vermeintlichen "Freund" verbracht - die sollen sie jetzt plötzlich durch alternative Aktivitäten ausfüllen. Das ist anstrengend. Viel anstrengender, als der Griff neben sich zur Flasche. Die Verzweiflung, die dieser Umstand oftmals bei den Betroffenen auslöst, wird von Therapeuten nicht immer angemessen wahrgenommen.

Und viele Betroffene halten dieses "Warten" nicht aus. Warten, bis man sich mal wieder freuen kann. Bis einem wieder von ganz alleine etwas einfällt. Warten darauf, dass Dinge auch ohne Alkohol wieder Spaß machen.

Erschwerend kommt hinzu, dass sich "im Hirn" durch die regelmäßige Alkoholzufuhr auch einiges umstrukturiert hat. Vereinfacht gesagt hat der Körper "verlernt", selbstständig genügend Glücksbotenstoffe (Endorphine, Dopamin, Serotonin etc.) zu erzeugen bzw. in all den Jahren so viele Andockstellen (Rezeptoren) aufgebaut, dass die selbst hergestellten Botenstoffe nicht ausreichen, um "befriedigend" zu wirken.

Das sind alles Faktoren, bei denen Baclofen nur bedingt helfen kann. Es klingt blöd, aber da muss letztendlich jeder für sich selbst schauen, wie er durch diese Phase am besten durch kommt. Wir kennen solche unangenehmen "Genesungsphasen" aber von vielen Krankheiten. Wer einen Tumor hat, muss oft wochenlang eine unangenehme Chemotherapie oder gar Bestrahlung etc. auf sich nehmen, um wieder "gesund" zu werden. Wer sich den Oberschenkelhals gebrochen hat, liegt erstmal acht Wochen flach.

Trost kann dabei aber die Gewissheit verschaffen, dass diese unangenehmen Phasen vorüber gehen. Hier sehe ich z. B. ein Plus von Selbsthilfegruppen. Dass man auf Leute trifft, die einem sagen: So war's bei mir auch, aber das geht vorbei.

Ganz übel und m. E. maßgeblich verantwortlich für viele Rückfälle ist es, wenn - in dieser ohnehin schwierigen Phase des "Wartens" - auch noch im Kopf alle Gedanken um Alkohol kreisen (Craving). Hier kann Baclofen helfen, indem es das Craving eindämmt.

Aus Deinen Zeilen lese ich, dass dieser Effekt bei Dir noch nicht eingetreten ist. Angesichts Deiner momentanen (z. T. wankelmütigen) Kombi aus Alk und Bac kann das auch noch nicht sein. Deshalb wiederhole ich mich an dieser Stelle gerne: Versuche, so "angenehm" wie möglich in die Balance zwischen Alk (langsam reduzieren) und Bac (langsam aufdosieren) zu kommen. Wenn das Craving dann nachgelassen hat, hast Du zumindest eine Baustelle weniger.

Wenn sich im Kopf nicht mehr alle Gedanken pausenlos um Alkohol drehen, wird das mit dem "Ausfüllen" der vielen freien Zeit und dem "Finden" neuer Dinge, die auch Spaß machen können, einfacher.

Ich glaube nach wie vor, dass motivierende therapeutische Unterstützung hier sehr hilfreich sein kann. Keine Psychoanalyse (halte ich bei abhängigen Patienten - solange sie nicht absolut stabil sind - ohnehin für wenig sinnvoll), auch keine endlosen Gesprächssitzungen, sondern eine resiliente Therapie, die ressourcen- und lösungsorientiert ausgelegt ist. Positiv bejahend, Lebensfreude vermittelnd.

Vielleicht hast Du Lust, mal ein bisschen in diese Richtung zu "googeln", quasi als Zeitvertreib, bis sich die Wirkung von Baclofen bemerkbar macht... [smile] .

LG Papfl
„Der Hori­zont vie­ler Men­schen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Und das nen­nen sie dann ihren Stand­punkt."
Albert Ein­stein (1879 - 1955)

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Re: Aller Anfang ist schwer (Baclofen und Alkohol)

Beitragvon edgarM » 1. Januar 2015, 13:44

Hallo und ein frohes neues Jahr!

Ich nehme Baclofen seit etwas mehr als 2 Wochen ein. Eine spürbare Wirkung in Bezug auf den körperlichen Suchtdruck kann ich (noch) nicht verzeichnen. Da muss ja jeder seine individuelle Dosis finden. Ich bin jetzt bei 25mg pro Tag.
Nun darf Baclofen ja nicht einfach radikal hochdosiert werden - es muss eingeschlichen werden. Nebenwirkungen sind bei mir bisher keine vorhanden.
Leider schaffe ich es nicht, abstinent zu sein - deswegen hoffe ich ja auf die Wirkung des Medikaments.
Das Dilemma liegt darin, dass Alkohol - ab einer Menge - die Wirkung des Baclofen aufhebt. Solange ich also noch zuviel trinke nützt Baclofen recht wenig.
Ich habe mir vorgenommen - und so machen es ja viele Betroffene - den Alkohol bei jeder Dosiserhöhung des Baclofens zu reduzieren. Also Alkohol aus- und Medikament einschleichen. Die Dosissteigerung kann ja alle 3-4 Tage vorgenommen werden. Trotz allen Versuchen, wie z.B. das Bier beim Nachbarn zu lagern und so nur eine festgelegte Tagesration zu haben, gelingt mir das Reduzieren nicht. Mir ist ganz klar, warum das nicht funktioniert. Bis Mittags schaffe ich es immer ohne Bier. Dann halte ich meinen Zustand einfach nicht mehr aus. Da geht nichts mehr. Ich fühle mich wie in Blei gegossen. Nach ein paar Bieren bin ich wenigstens wieder handlungsfähig. Nur bleibt es nicht bei den paar Bieren. Der physische und psychische Suchtdruck ist enorm und lässt mich auch zwei Stunden zu Fuß hin und zurück zur Tankstelle laufen - Nachschub holen.
Das ist glasklarer Selbstbetrug, der mir am nächsten Morgen immer wieder bewusst wird. Der Konflikt zwischen Wollen aber nicht Können wird größer und unerträglicher.

Ich habe einen Therapeuten um Hilfe gebeten, aus dieser Pattsituation herauszukommen - alleine komme ich da offensichtlich nicht weiter. Alle Strategien haben keinen Effekt, bzw. schmeisse ich sie über den Haufen, wenn das Verlangen nach Bier kommt.

Ich versuche es weiter, probiere anderes, meinen Tag zu gestalten, dass ich nicht zum Bier greifen muss.
Ich bin schon Marathon gelaufen. Aber was hier gerade abgeht, kann ich nicht stemmen. Die Mauer ist einfach zu gewaltig.

Viele Grüße, Edgar
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Re: Aller Anfang ist schwer (Baclofen und Alkohol)

Beitragvon edgarM » 1. Januar 2015, 14:35

@Papfl

Hatte Glück, bzw. einen guten Therapeuten, der Feiertags seine Emails liest... [good]
Er geht genauso vor, wie du vorschlägst, lösungsorientiert. Nächsten Mittwoch Termin.
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Re: Aller Anfang ist schwer (Baclofen und Alkohol)

Beitragvon Papfl » 1. Januar 2015, 16:23

Hallo Edgar,

edgarM hat geschrieben:Hatte Glück, bzw. einen guten Therapeuten, der Feiertags seine Emails liest... [good]
Er geht genauso vor, wie du vorschlägst, lösungsorientiert. Nächsten Mittwoch Termin.

Etwas Besseres kann Dir im Augenblick nicht passieren. Wäre echt super, wenn das klappen würde, und Ihr beide dann auch einigermaßen "miteinander könnt", was ja auch ein wichtiger Faktor ist.

Ich glaube auch, dass Du Dich mit (anfänglicher) Unterstützung leichter tust. So wie's bislang lief, ist das Ganze ja eher entmutigend und frustrierend, und das soll es ja gerade nicht sein :wink: .

Deshalb an dieser Stelle auch ein großes Kompliment an Dich. Dafür, dass Du dran bleibst und Dir weitere Hilfe suchst bzw. gesucht hast [good] .

Anbei noch ein paar Zeilen aus dem Buch "Irre! Wir behandeln die Falschen" von Manfred Lütz, das ich nur empfehlen kann (gibt's inzwischen gebraucht schon für ein paar Euronen bei Amazon, Booklooker, Abebooks & Co., aber auch neu sind 9,99 wahrlich nicht zu viel für dieses Buch). Es geht um ein Extrembeispiel "lösungsorientierter Therapie" des amerikanischen Psychotherapeuten Steve de Shazer (* 1940; † 2005) - einer Kapazität auf diesem Gebiet.

Manfred Lütz hat geschrieben:Eines Tages kam eine Patientin zu de Shazer, die berichtete, sie habe ein Problem, das ihr so peinlich sei, dass sie es ihm unter keinen Umständen erzählen könne. Normalerweise wäre das wohl bereits das Ende der Therapie, bevor sie begonnen hätte. Bei Steve de Shazer war es anders. Er nahm alle Patienten an, auch die so genannten »nicht Motivierten«. Denn sie kamen ja zu ihm, hatten also irgendein Anliegen. Herauszufinden, wie man auch in komplizierten Fällen helfen könne, sei aber nicht Aufgabe des Patienten, sondern des professionell arbeitenden Therapeuten. Die Aufgabe war in diesem Fall ja klar: Eine Lösung zu finden, ohne das Problem zu kennen. De Shazer respektierte die Bedingung der Patientin und stellte seine Skalenfragen: »Nehmen Sie eine Skala von null bis zehn. Null heißt: Es ist so schlimm, schlimmer geht es nicht. Zehn heißt, Ihr Problem ist vollständig gelöst. Wo liegen Sie im Moment auf dieser Skala?« Die Patientin nannte die Zahl 2. De Shazer stellte seine weiteren Standardfragen: »Wie haben Sie es geschafft, von 0 auf 2 zu kommen, was hat Ihnen dazu geholfen und was ist jetzt auf 2 besser als auf 0?«

Da die Patientin ihr Problem aber nicht nennen wollte und die Antworten Hinweise auf das Problem gegeben hätten, forderte de Shazer die Frau auf, sich die Antworten nur in ihrer Fantasie genau vorzustellen. Das tat die Patientin. Und als sie damit fertig war, stellte de Shazer seine nächste Frage: »Wann waren Sie denn in der vergangenen Zeit mal kurz auf 3 oder 4?« Wieder stellte sich die Patientin diese - besseren - Phasen im Geiste vor. Nach einigen anderen Fragen kam dann noch die »Frage der ersten Stunde«: »Stellen Sie sich bitte bis zur nächsten Sitzung in drei Wochen vor, was sich in Ihrem Leben und an Ihrem Verhalten nicht ändern soll.«

Was sie ändern wollen, wissen die Patienten selbstverständlich, und der Gedanke daran lenkt den Scheinwerfer der Aufmerksamkeit immer wieder auf die Defizite, die ein jeder Mensch hat und die ihn daran hindern, das schöne Ziel zu erreichen. Die »Frage der ersten Stunde« aber lenkt die Aufmerksamkeit auf all die vielen individuellen Fähigkeiten und Kräfte, die der problembeladene Patient verständlicherweise in der vergangenen Zeit aus dem Blick verloren hat. Ob man in der nächsten Stunde wirklich nach dem fragt, was der Patient nicht ändern will, ist gar nicht entscheidend. Die Frage hat die Aufmerksamkeit des Patienten zwischenzeitlich auf etwas sehr Nützliches gerichtet - und das wirkt. In der zweiten Stunde stellte Steve de Shazer dann noch die berühmte Wunderfrage: »Stellen Sie sich vor, Sie sind müde und gehen abends ins Bett. Und während Sie schlafen, geschieht ein Wunder. Ihr Problem ist mit einem Schlag vollständig gelöst. Sie wachen am Morgen auf, wissen aber nicht, dass das Wunder passiert ist, weil Sie ja geschlafen haben. Woran werden Sie merken, dass das Wunder passiert ist?« Wenn die Antwort nur allgemein formuliert wird wie: »Es geht mir besser«, dann wird weitergefragt: »Woran merken Sie das?«, bis konkret bemerkbare Verhaltensweisen beschrieben werden.

Man kann zur Klärung auch fragen, woran bestimmte Angehörige merken würden, dass das Wunder passiert ist, oder man kann sich dafür interessieren, was man zum Beispiel auf einem Film über die Nach-Wunder-Situation sehen könnte. Dieses Bestehen auf einer konkreten Beschreibung verhindert utopische Zielvorstellungen und lässt das Ziel realistisch wirken. Der Clou an der Wunderfrage ist, dass der Patient sein höchst individuelles Ziel der Therapie beschreibt. Der eine wird erzählen, dass er dann endlich wieder morgens früh selbst das Frühstücksei kochen und die Zeitung holen wird. Für einen anderen wäre ganz im Gegenteil das entspannte Ausschlafen nach dem Wunder wieder möglich. Je länger man darüber spricht, desto intensiver werden natürlich die Bilder der Lösung, und der Patient gerät aus der Problemtrance in eine Lösungstrance, die den Heilungsprozess kräftig vorantreibt.

Zurück zu unserem Fall. Steve de Shazer hatte weitere zwei oder drei Sitzungen mit der Patientin absolviert, in der er noch andere Fragen gestellt hatte, jeweils mit einer vor dem geistigen Auge der Patientin fantasierten Antwort. Die Patientin machte gute Fortschritte und arbeitete motiviert mit. Schließlich war sie auf der Skala bei 8 gelandet und erklärte, es ginge ihr jetzt gut genug, sie wolle die Behandlung beenden. Wenige Monate später erhielt de Shazer eine Urlaubskarte aus weiter Ferne. Sie enthielt einen überschwänglichen Dank der Patientin, der damit endete »... und übrigens, ich bin jetzt auf 12«. Nie hat de Shazer erfahren, um welches Problem es sich eigentlich handelte, doch die Lösung hatte er dennoch höchst erfolgreich mit der Patientin konstruiert.


In diesem Sinne Euch allen (hier und auch im Nachbarforum)

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Re: Aller Anfang ist schwer (Baclofen und Alkohol)

Beitragvon Malte » 1. Januar 2015, 17:38

Seit September 2009 nehme ich Baclofen täglich ein.

Mein größtes Hindernis war das langsame auf Dosieren. Heute bin ich der Meinung, dass man nach ca. 7 Tagen (spätestens) 75 mg erreicht haben sollte. Es ist wichtig, dass man auch richtig zum Start kommt und gleich ausreichende Kapazität zur Verfügung hat. Man merkt sehr genau, ob es einem bekommt oder nicht.

Im Heinrich-Sengelmann - Krankenhaus haben sie Mone innerhalb aller kürzester Zeit auf ca. 250 mg gebracht - unter ärztlicher Aufsicht allerdings.

Grüße, Malte
Baclofen seit September 2009.

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Re: Aller Anfang ist schwer (Baclofen und Alkohol)

Beitragvon edgarM » 2. Januar 2015, 16:06

Hallo Malte,

danke für den Hinweis. Ich trinke zur Zeit wieder bis 5L Bier am Tag und habe Bedenken, das eine Hochdosierung jetzt nicht angebracht bzw. auch gefährlich ist. Meine neue Strategie ist der Schritt in ein Kloster. Nicht so, wie du sofort denken magst. Einfach ein paar Wochen in geschützter Umgebung, nicht hier Zuhause, wo alles, aber auch alles den Suchtdruck triggert. Das Problem ist mein Hund, bzw. ich kann ihn nicht irgendwo hingeben für Wochen. Also suche ich eine Lösung, die wir zusammen machen können. Hotel ist da nicht so geeignet, und Freunde schon garnicht. Da habe ich schlechte Erfahrungen gemacht. Die sind einfach überfordert wenn ich Druck kriege und trinken will.

Viele Grüße, Edgar
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Re: Aller Anfang ist schwer (Baclofen und Alkohol)

Beitragvon ed01 » 2. Januar 2015, 23:09

Hallo Edgar,

ich finde es toll dass du nicht aufgibst. Aber ich glaube nicht dass es funktionieren wird, wenn du jede Woche was neues ausprobierst.
Gib dem Bac doch eine Chance. Es ist doch egal ob bu 5 Liter im Moment trinkst. Solange du noch nicht richtig hochdosiert hast wird das nichts. Ich bin bei 43 mg und merke leicht, dass der Druck nicht mehr so groß ist. Aber soweit, dass mir der Alk egal ist bin ich noch nicht. Ich warte erst ab bis ich bei ca. 60 - 75 mg bin. Und dann gebe ich mein erstes Urteil ab. Aber das ist immernoch ein paar Wochen entfernt. Es dauert eben mit der langsamen Aufdosierung. Damit habe ich aber kein Problem. Es kommt doch jetzt auch nicht mehr auf ein paar Wochen an. So wird es bei dir doch auch sein...
Und wenn du mal bei einer vernünftigen Dosierung bist, reduziere halt dann mal ganz langsam. So wie du es vor hattest. Dann siehst du ja ob es was bringt oder nicht. Aber alles übers Knie brechen bringt nichts. Egal in welcher hinsicht.

Gib auf jeden Fall nicht auf. Ich drücke dir die Daumen dass du den richtigen Weg findest.

Viele Grüße
ed [hi_bye]

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Re: Aller Anfang ist schwer (Baclofen und Alkohol)

Beitragvon edgarM » 3. Januar 2015, 05:36

Hallo ed,

Danke für die Aufmunterung. Aber doch, es kommt bei mir auf ein paar Wochen an.
Und ich befürchte, bzw. bin mir sicher, dass ich den Alkohol nicht reduzieren kann, solange ich hier Zuhause in gewohnter Umgebung bin. Die letzte Zeit hat das ja deutlich gezeigt. Jeder Stein den ich hier angefasst habe erinnert mich daran, dass alle Umbauarbeiten und Renovierungen unter Alk passiert sind. An meinem Haus klebt die Aura der Trunkenheit. Das zum einen. Zum anderen gelingt es mir hier nicht, die alltägliche Routine zu ändern, meinen Tag anders zu gestalten und triggernde Situationen, Tätigkeiten zu vermeiden.
Ich bin selbstständig, muss also nicht täglich zur Arbeit. Auch ist der Arbeitsaufwand auf wenige Projekte im Jahr beschränkt. Dazwischen habe ich Leerlauf. Manchmal wünsche ich mir, ich hätte einen normalen Job, der mir eine Tagesstruktur gibt. Bis Mittags habe ich die. Jeden Morgen gehe ich mit meinem Hund raus, wir unternehmen etwas. Wir fahren in einen Steinbruch, durchwandern die alten Bergwerksanlagen, die es hier zu Hauf gibt. Das ist ein Programm von zwei bis vier Stunden. Doch kaum Zuhause kommt der Druck, das Verlangen nach Bier. Wenn ich mal Nachmittags einen Termin habe, fällt es mir sehr schwer, bis dahin nicht zu trinken. Oft musste ich Termine deswegen auch absagen. Ich lebe alleine, muss also auch alleine versuchen, die Langeweile zu vermeiden. Sobald ich aber hier etwas anfange, geht das nicht ohne Bier.

Ich setze mich unter Druck, das weiss ich. Nur sehe ich das so, dass die Fahrtrichtung geradewegs in eine Katastrophe führt. Ein wenig am Lenkrad spielen nützt da nicht, ich muss es herumreissen. Ich kann mir nicht einfach sagen, trink weiter, steigere die Dosis des Bac und warte ab, was passiert.

Ich werde am Wochenende mit einer Freundin mal das Kloster besuchen. Es war ihre Idee. Die haben eine große Gärtnerei und einen Landschaftsbetrieb. So wie sie sagt, kann man dort als Gast hin. Meine Vorstellung sieht so aus, dass ich mir dort ein Zimmer miete und mit anpacke, wo es nötig ist. Und natürlich möchte ich meinen Hund mitnehmen. Mal schauen ob da was geht.

Kurzfristig sehe ich keine bessere Option. Mit Hund im Schlepp sind die Möglichkeiten eben sehr begrenzt. Den werde ich nicht für Wochen weggeben, niemals. Der hat vor mir schon genug durchgemacht, Zwingerhund. Da soll er nicht auch noch darunter leiden, dass ich für einige Zeit woanders hin möchte/muss.

Mittwoch habe ich den Termin beim Therapeuten, den ich übrigens schon kenne und wo die Chemie stimmt. Ich hoffe, dass wir bei mir mal aufräumen können. Ich sehe ja, dass ich hin und her laufe, wie ein angeschossenes Wild.
Ich bin gestresst und finde kaum noch Ruhe.

Viele Grüße, Edgar
Sorge dich nicht um verschüttete Milch.

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Papfl
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Re: Aller Anfang ist schwer (Baclofen und Alkohol)

Beitragvon Papfl » 3. Januar 2015, 09:59

Hallo Edgar,

prinzipiell finde ich die Idee eines kompletten Umgebungswechsels gar nicht schlecht. Im Grunde ist das ja auch ein Vorteil von stationären Entwöhnungtherapien, dass man mal 8 bis 12 Wochen raus aus der gewohnten Umgebung/Umfeld kommt, sich eine Auszeit nimmt und ein bisschen über das "Wie soll's weiter gehen?", "Was habe ich vor?", "Was kann ich?", "Wo liegen meine Stärken?", "Was habe ich vernachlässigt und könnte es wieder beleben?"...und so weiter nachdenkt.

Wichtig ist meines Erachtens, dass Du so einen "Aufenthalt" dann auch wirklich als Chance betrachtest, Kräfte und Einsichten zu sammeln und diese dann nachher auch aktiv mit ins "neue-alte" Leben nimmst und dort versuchst, sie effektiv umzusetzen/einzubauen.

Mit diesem Anspruch macht so ein kurzzeitiger Tapetenwechsel Sinn. Als Flucht weniger. Wer vor der Realität flieht, steht irgendwann wieder vor dem "Käseglocken-Phänomen": Raus aus der geschützten Umgebung, und im Alltag dann wieder hilflos wie eh' und jeh.

Aber nach allem, was ich bislang von Dir gelesen habe, traue ich Dir absolut zu, dass Du aus einem möglichen "Klosteraufenthalt" oder ähnlichem positive Impulse für ein neues, anders ausgerichtetes Leben mitnehmen kannst.

Vielleicht noch ein kleiner Tipp am Rande: @ed01 hat schon ein bisschen recht. Versuche, die Dinge Schritt für Schritt anzugehen. Nicht alles auf einmal. Und mach' Dir auch mal bewusst, was Du bisher schon alles erreicht hast. Klar, das mit der Reduzierung hat noch nicht so hingehauen, wie Du es Dir ursprünglich erhofft hattest. Aber der Konsum ist auch nicht ins Uferlose ausgeartet. Und Du hast in den letzten Wochen sehr viel Kraft für die Auseinandersetzung mit Dir selbst aufgebracht. Das ist alles andere als selbstverständlich und durchaus etwas, worauf man stolz sein kann.

Mentaler und körperlicher Entzug ist Höchstanstrengung, ganz besonders, wenn man das alles mehr oder weniger alleine stemmen muss. Und das machst Du wie ich finde außerordentlich gut.

Unser Pech ist, dass wir uns meistens irgendwo zwischen "himmelhochjauchzend" und "zu Tode betrübt" bewegen, und ein Stück weit verlernt (oder nie gelernt) haben, dass es auch Sphären dazwischen gibt. Ich beschreibe den Weg aus der Sucht deshalb oft als zwei Schritte nach vorn, einen zurück und wieder zwei Schritte nach vorn...vieles geht nicht so schnell, wie man es sich vielleicht wünscht, aber allmählich kommt man voran. Und jeder Rückschritt birgt auch die Möglichkeit, aus der gemachten Erfahrung zu lernen.

Du hast für Dich entschieden, dass Du an Deinem Leben etwas ändern möchtest. Schon das alleine ist ein Riesenschritt. Ob letztendlich Baclofen, das Kloster, Psychotherapie oder eine Kombination aus allem die Lösung bringt, wird die Zukunft zeigen. Vielleicht ist es am Ende auch ganz was anderes (neue Beziehung, neuer Job...)? Völlig egal.

Du hast das "T" gegen ein "E" eingetauscht (SUCHT --> SUCHE). Und allein dafür gibt's schon ein [good] .

Meint
Papfl
„Der Hori­zont vie­ler Men­schen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Und das nen­nen sie dann ihren Stand­punkt."
Albert Ein­stein (1879 - 1955)


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