einen Versuch ist es wert

Eigene Erfahrungsberichte zu Baclofen und Alkohol
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Lisa
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Re: einen Versuch ist es wert

Beitragvon Lisa » 28. September 2014, 10:17

Papfl hat geschrieben:Bei Deinem Tagesprogramm komme ich ja schon beim Lesen aus der Puste...ich nehme alles zurück . Langweilig ist Dir mit Sicherheit nicht... .


stimmt, Langeweile kenne ich nicht [biggrin]
und darum muss ich jetzt los: Schwimmbad ruft schon!

Liebe Grüße und auch Dir einen schönen Sonntag
Lisa
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Re: einen Versuch ist es wert

Beitragvon Lisa » 28. September 2014, 16:00

Hallo Papfl,

Papfl hat geschrieben:Die haben sich ja auch in den letzten Jahr(zehnt)en prima ergänzt, die beiden "Schlingel". Das wird sich aber mit der Zeit alles einspielen, wirst sehen.


da hab ich tatsächlich geglaubt, wenn schon anfangs 5 mg Baclofen dermaßen angstlösend bei mir wirkten, dann bleibt die Angst mit 30 mg locker weg. Falsch gedacht: Kommen die Gedanken an Alkohol, haben sie auch gleich meine "schwarzen Gedanken" im Schlepptau. Mein zweiter Name ist Ungeduld [sad] Morgen beginnt ja erst die 4. Woche. In einem halben Jahr bin ich sicher weiter!

LG Lisa
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Re: einen Versuch ist es wert

Beitragvon Lisa » 2. Oktober 2014, 10:34

Hallo zusammen,

eigentlich wollte ich ja erst wieder am Montag schreiben, wenn ich 4 Wochen voll habe. Aber in den letzten Tagen hat sich bei mir im Kopf so viel getan, wenn ich das jetzt nicht irgendjemandem mitteilen kann, platz' ich... vor Freude [biggrin].

Sonntagabend kam eine liebe Nachbarin zu mir und brachte mir ein "Dankeschön" in Form einer Flasche Wein [help] . Mein erster Gedanke als sie weg war: in den Abfluss damit. Aber das hätte mich viel zu sehr an "früher" erinnert. Also ab in den Keller, auch nicht viel Unterschied zum Bahnhof, gerade mal 10 Minuten mehr zu laufen. Und nun merke ich: die Flasche im Keller juckt mich nicht!!! Sie lässt mich tatsächlich kalt!!! (Werde sie aber trotzdem demnächst verschenken.)
Auch bei anderen Gelegenheiten spüre ich eine gewaltige Veränderung: sobald ich andere Menschen zB im Straßencafe oder an der Uferpromenade sitzen sah, fiel mir auf, dass fast alle Alkohol tranken. Heute sehe ich, dass die meisten alkoholfreies vor sich haben. Kam ich beim Einkaufen in die Nähe der Weinregale, half ich mir gedanklich mit einem energischen "NEIN ich WILL nicht mehr", heute ist ein ruhiges, gelassenes "BRAUCH ich nicht mehr" in meinem Kopf.

So könnte es jetzt bleiben. Habe keinerlei Nebenwirkungen mehr, sehe wie ein Adler (mit Kontaktlinsen [biggrin]) und schlafe wie ein Murmeltier.
Und sollte es nicht so bleiben, dosiere ich einfach nochmal weiter auf.

Bin sooo glücklich....
Lisa
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Re: einen Versuch ist es wert

Beitragvon H1977 » 2. Oktober 2014, 11:35

Hallo Lisa,

das hört sich sooooo toll an! Ich freue mich ganz doll für dich.
Mach einfach weiter.... [biggrin]
Was ich gerne wissen möchte, bei wieviel mg bist du?

Schrei dein Glück raus..... ich freue mich wenn ich das lese.
Henny

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Re: einen Versuch ist es wert

Beitragvon Lisa » 2. Oktober 2014, 12:09

Hallo Henny, bin jetzt den 6. Tag auf 50 mg. Hab deshalb noch "Luft nach oben", sollte der Schuft mal wieder anklopfen. Aber fühlt sich gerade nicht so an... glaube echt, er hat vor Baclofen die Flucht ergriffen [biggrin]
Liebe Grüße
Lisa
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Re: einen Versuch ist es wert

Beitragvon Lisa » 2. Oktober 2014, 12:37

Hallo Henny, hab gerade deinen Thread noch mal von Anfang an gelesen. Du spürtest also auch schon mit 5 mg eine Wirkung, genau wie ich? Und bei 60 mg kamen dann wieder die Gedanken an Alkohol? Weiß bei mir ja auch nicht, ob meine 50 mg dauerhaft helfen, aber sobald ich eine Verschlechterung bemerke, werde ich aufdosieren. Da wären auch 100 mg und mehr kein Problem für mich... vom Kopf her. Ob dann wieder NWs kommen, werd' ich merken. Aber lieber ein paar Nebenwirkungen in Kauf nehmen, als nochmal zurück an die Flasche.
Liebe Grüße
Lisa
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Re: einen Versuch ist es wert

Beitragvon Lisa » 26. Oktober 2014, 06:14

Hallo zusammen,

es ist mal wieder Zeit für einen Zwischenbericht. Passt gerade ganz gut, da ich mal wieder "nachtaktiv" bin [biggrin]
Heute ist für mich der 49. Tag ohne Alkohol, die ersten 7 Wochen sind geschafft. Ich bin jetzt seit 3 Wochen auf 62,5 mg. 12,5 mg habe ich als Notfalldosis immer dabei. Die Notfalldosis nehme ich gegen die Angst, Craving oder TW sind komplett weg. Jedoch kommt es bei meinen vermehrten Aktivitäten gelegentlich zu Situationen, wo es mir einfach gut tut, eine Notbremse ziehen zu können, damit die Angst sich nicht weiter hochschaukelt. Letztmalig bei einer Busfahrt nach München (ca. 300 km) in einem Stau auf der Autobahn. Dieses Gefühl, da muss ich jetzt durch, aber eigentlich möcht' ich nur raus hier.... das löst auch heute noch Panik bei mir aus.

Bisher war ein Aufdosieren meist so nach 8 - 10 Tagen nötig. Auf 62,5 mg stehe ich nun die 3. Woche. So hoffe ich nun, die Dosis gefunden zu haben, die mir dauerhaft hilft, abstinent zu bleiben.

Der Wein, den mir meine nette Nachbarin vor Wochen geschenkt hat, steht noch immer im Keller. Er interessiert mich nicht mehr. Sehe deshalb auch keine Notwendigkeit, ihn weiter zu verschenken. Im Gegenteil: er ist für mich der Beweis, wie gut Baclofen wirkt.

Arzttermine hatte ich bisher 5, zwei davon "außerplanmäßig", bedingt durch die bei mir aufgetretenen Wassereinlagerungen. Den 6. Arzttermin habe ich in 2 Wochen, dann wieder mit Labor. Habe tatsächlich einen "Traumarzt" gefunden. Sehr gewissenhaft, fühle mich bestens "überwacht", gleichzeitig ist er offen für neue Behandlungsmöglichkeiten. Ich war zwar seine 1. Patientin mit Baclofen. Aber mittlerweile hat er von sich aus 2 weiteren Patienten, die auch Alkoholprobleme hatten, Baclofen empfohlen. Beide Patienten sprachen bisher sehr positiv darauf an!!!

Die 3. Baustelle (neben Alkohol und Angst) ist mein Übergewicht. Aber das wollte ich von Beginn an nur unter "ferner liefen" sehen. Geht was, ist es gut, geht nichts, hat es auch noch Zeit, bis ich stabiler bin. Aber: es geht was!! Der Wal ist gar kein so dicker Wal mehr [biggrin] Habe mich einige Wochen ketogen ernährt, in der Hoffnung, dass sich dann die Wassereinlagerungen bessern, dem war leider nicht so. Deshalb ernähre ich mich nun "vernünftig", mit reichlich Salaten/Gemüse/Obst sowie Eiweiß (Milchprodukte, Fisch, Fleisch etc.). Anlehnung in etwa an "LOGI" von Nicolai Worm. 11 kg sind jedenfalls nach 7 Wochen weg und ich bin mehr als zufrieden!!

Ich werde weiter berichten.

Liebe Grüße
Lisa
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Papfl
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Re: einen Versuch ist es wert

Beitragvon Papfl » 26. Oktober 2014, 10:51

Hallo Lisa,

das hört sich richtig gut an [good] . Freut mich ganz arg, dass Baclofen bei Dir so gut "funktioniert".

LG Papfl
„Der Hori­zont vie­ler Men­schen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Und das nen­nen sie dann ihren Stand­punkt."
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Re: einen Versuch ist es wert

Beitragvon mare » 26. Oktober 2014, 16:29

Hallo Lisa, super. Kannst stolz auf dich sein [clapping]
lg Mare
Fange nie an aufzuhören, und höre nie auf anzufangen

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Re: einen Versuch ist es wert

Beitragvon DonQuixote » 26. Oktober 2014, 17:25

Hallo Lisa
Danke für Deinen Zwischenbericht. Sieht doch toll aus [good]

DonQuixote

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Re: einen Versuch ist es wert

Beitragvon Lisa » 27. Oktober 2014, 04:11

@Papfl
Danke lieber Papfl, ein Daumenhoch von Dir bedeutet mir ganz besonders viel!!!

@Mare
Danke liebe Mare! Dein Tagebuch finde ich übrigens toll!! Erkenne mich so oft wieder!! In meiner Notfallbox liegt deshalb auch seit kurzem ein kleiner Zettel: Mares Tagebuch lesen [smile]

@DonQuixote
Uiii sogar der Chef hat seinen Daumen da gelassen [biggrin] Danke Dir dafür! Das ist doch gleich nochmal Motivation für die nächsten 7 Wochen! Doch, es freut mich riesig, dass Bac so toll bei mir anschlägt.

Liebe Grüße
Lisa
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Re: einen Versuch ist es wert

Beitragvon Marina » 29. Oktober 2014, 10:09

Hallo Lisa,
das ist wirklich super, wie toll du mit Bac zurecht kommst. So lange schon ohne Alk und es geht dir so gut damit. Tut mir einfach gut, dein TB zu lesen.
Das macht mir Mut!!!

Dir einen schönen Tag voller Lebensgenuß!!

Marina

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Re: einen Versuch ist es wert

Beitragvon Lisa » 29. Oktober 2014, 10:15

Danke Marina!! Was vor wenigen Wochen noch kaum vorstellbar war, wird immer mehr zu einer herrlichen Gewohnheit. Und es wird tatsächlich von Tag zu Tag noch leichter!
Ohja... das wird ein Tag voller Lebensgenuß!
Liebe Grüße
Lisa
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Re: einen Versuch ist es wert

Beitragvon Lisa » 8. November 2014, 06:03

Hallo zusammen,

bin froh, wenn endlich Montag ist (Arzttermin). Diese Woche war hart und ohne starken Willen wäre ich gescheitert. Bin auf 75 mg täglich und möchte nicht nochmal, ohne dass mein Arzt Bescheid weiß, aufdosieren. Habe zwar keinerlei Nebenwirkungen, spüre momentan aber auch keine Wirkung mehr. Oder ist es nun so, dass die Phase beginnt, in der die Euphorie nachlässt und die eigentliche Arbeit beginnt? Noch kann ich ja meine Gedanken lenken, habe mein Tun im Griff. Auch empfinde ich wiedermal meine Angst davor, wie Baclofen zusammen mit Alkohol wirkt, als sehr hilfreich.

Habe mir die letzten Tage viele Gedanken über die mit Baclofen angestrebte Gleichgültigkeit gegenüber Alkohol gemacht. Ist es überhaupt für mich machbar, Gleichgültigkeit gegenüber meinem Suchtmittel zu erlangen, das knapp 20 Jahre die Hauptrolle in meinem Leben spielte, nur mit einem Medikament? Bringt nicht erst die Dauer der Abstinenz nach und nach immer mehr Abstand zu meiner Sucht? Und habe ich nicht schon das erreicht, was am wichtigsten ist: Entscheidungsfreiheit. Auch wenn diese momentan ganz schön hart verteidigt werden möchte.

Ich halte weiterhin an meinem Ziel fest: 1 Jahr Abstinenz.
Aus diesem Grund ist jeweils der 8. eines Monats „Feiertag“ für mich.
Meinen 2. Feiertag habe ich mir allerdings etwas anders vorgestellt.

Liebe Grüße
Lisa
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Re: einen Versuch ist es wert

Beitragvon gretikatz » 8. November 2014, 06:47

Lisa hat geschrieben: Bringt nicht erst die Dauer der Abstinenz nach und nach immer mehr Abstand zu meiner Sucht?


Ja, so ist es! Je länger Du abstinent bleibst, desto mehr verblasst die Erinnerung an die angenehme Wirkung des Suchtmittels.

Siehe meinen Beitraghier zum Thema Abstinenz.

LG gretikatz

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Re: einen Versuch ist es wert

Beitragvon Lisa » 8. November 2014, 09:44

Danke liebe Gretikatz! Hatte diesen Beitrag bereits gestern gefunden.
Frage mich, soll ich jetzt noch weiter aufdosieren, nur weil es schwierig(er) wird? Ist es nur eine vorübergehende Phase, die ich auch mit gleichbleibender Dosis meistern kann? Du hast ja auch mal geschrieben: weniger ist bei Baclofen oft mehr. Empfinde ich genauso. Andererseits lese ich Beiträge, nach denen ich bei einer noch "unwirksamen" Dosis stehe. Aber mit der bin ich doch recht weit gekommen.
LG Lisa
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Re: einen Versuch ist es wert

Beitragvon Papfl » 8. November 2014, 09:50

Guten Morgen Lisa [hi_bye] !

Lisa hat geschrieben:...bin froh, wenn endlich Montag ist (Arzttermin). Diese Woche war hart und ohne starken Willen wäre ich gescheitert.

Was genau war denn so hart diese Woche? Diese Frage musst Du natürlich nicht öffentlich im Forum beantworten, aber für Dich ganz privat wäre es vielleicht hilfreich, da nochmal genauer drauf zu schauen. Wenn Du ein paar Gründe ausfindig gemacht hast, dann prüfe, ob das nicht Dinge gewesen wären, die auch jede(n) andere(n) ein Stück weit "aufgeregt", "traurig" oder "unglücklich" gemacht hätten.

Kann nämlich gut sein, dass die Tatsache, dass Du letzte Woche ein bisschen "down" warst, gar nichts mit Dir, Baclofen, Deiner Abhängigkeit etc. zu tun hat, sondern dass ein paar Dinge halt einfach "saudumm" gelaufen sind. Das kommt in den besten Familien vor.

"Unser" Problem liegt in der Regel darin, dass wir für solche unangenehmen Tage eine ganz persönliche Strategie entwickelt haben, die sich (vermeintlich) auch zuverlässig bewährt (hat): Mit einem Gläschen ... sieht die Welt doch gleich wieder rosiger aus...

Diese "Strategie" ist (wenn man das +/- 20 Jahre lang so praktiziert hat) sehr stark verinnerlicht. Und es ist ganz logisch, dass Dein Kopf/Körper, wenn's mal nicht ganz so rund läuft, als erstes an die altbewährte Strategie denkt: Trinken. Diese "Denke" umzupolen, dauert sehr lange.

Ich versuche dann meistens, logisch und rational dagegen zu argumentieren. Mit Baclofen geht das glücklicherweise. Hast Du wahrscheinlich auch gemacht. Nutze in solchen Momenten Deine Entscheidungsfreiheit und sage Dir: Klar kannst Du jetzt - wie früher - trinken. Wäre im Augenblick auch sicherlich das einfachste und bestimmt effektiv. Aber wie lange? Und dann der ganze "Rattenschwanz", der an so einem "Rückfall" wieder dran hängt (Selbstvorwürfe, Enttäuschung, Resignation...).

Ein Suchttherapeut hat mir mal gesagt:

"Wenn Du Dein Auto geschrottet hast, und es steht kaputt vor der Türe, kannst Du den Frust darüber ertränken. Nur: Es steht am nächsten Morgen immernoch kaputt vor Deiner Türe."

In dieser banalen Metapher (die ich auch deshalb so klasse finde, weil sie leicht zu merken ist), steckt im Grunde alles drin: Du hast Sch... am Bein und eine vermeintliche Lösung parat...die allerdings langfristig/auf den zweiten Blick betrachtet nun wirklich gar nichts bringt. Und die Metapher impliziert in ihrer Knappheit auch, dass es weitaus besser und effektiver wäre, andere Lösungsstrategien für das Problem zu suchen. Zum Beispiel eine günstige Werkstatt für die Reparatur zu finden.

Klar: Über die akute Verärgerung hilft das nicht hinweg, aber in solchen Fällen male ich mir dann immer ein "worst case"-Szenario aus: Es hätte ja alles noch viel schlimmer kommen können. Ich hätte im Wagen eingklemmt oder schwer verletzt sein können, oder schlimmer noch: Ich hätte jemand anderem mit dem Unfall geschadet. Was ist da schon das bisschen Blechschaden...

"Normale" Menschen (ohne Suchtproblematik) denken bis zu einem gewissen Grad automatisch so bzw. kommen gar nicht erst auf den Gedanken, sich jetzt in dieser Situation mit einer Droge wegzubeamen. Im Gegenteil: Gerade jetzt in dieser Problemsituation müssen sie einen klaren Kopf behalten...

Da ist in unseren Hirnen leider einiges verdreht...und ja, das wieder gerade zu rücken braucht viel Arbeit, Übung und Geduld. Ich vergleiche das manchmal mit einem "Linkshänder", der ab jetzt mit der rechten Hand schreiben soll. Es dauert, aber irgendwann klappt's :wink: .

Falls Du meinen älteren Beitrag zu den Trampelpfaden noch nicht gelesen hast, kannst Du in diesem Zusammenhang gerne auch da mal reinschauen.

Vieles ist auf den zweiten Blick gar nicht mehr so tragisch, und etwas Gelassenheit zu lernen, schadet nie. Auch wenn's - zugegebenermaßen - manchmal für unsereins sehr anstrengend ist.

Vielleicht wird ja Dein Wochenende etwas erfreulicher [smile] .

Wünscht zumindest
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Re: einen Versuch ist es wert

Beitragvon Lisa » 8. November 2014, 11:40

Hallo lieber Papfl [hi_bye]

Papfl hat geschrieben:Wenn Du ein paar Gründe ausfindig gemacht hast, dann prüfe, ob das nicht Dinge gewesen wären, die auch jede(n) andere(n) ein Stück weit "aufgeregt", "traurig" oder "unglücklich" gemacht hätten.

Kann nämlich gut sein, dass die Tatsache, dass Du letzte Woche ein bisschen "down" warst, gar nichts mit Dir, Baclofen, Deiner Abhängigkeit etc. zu tun hat, sondern dass ein paar Dinge halt einfach "saudumm" gelaufen sind. Das kommt in den besten Familien vor.


Ich glaube, genau das war's!!! Mein Blick ging aber nur Richtung Baclofen, Abhängigkeit etc. Da suchte ich die Ursache. Aber Du hast Recht, Auslöser war etwas ganz anderes!!!

Dankeeeeeee, das Wochenende ist gerettet! Ach mein Held [smile]

Liebe Grüße
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Re: einen Versuch ist es wert

Beitragvon mare » 8. November 2014, 18:58

Hallo Lisa
tut mir leid das du ne doofe Woche hattest. Ich kenn das, bei mir hat es meistens mit Arbeit zu tun. Ich arbeite im Schichtdienst und passe dann die Uhrzeiten der Baceinnahme meinen "Stress = Trink" Gedanken an. Das funktioniert ganz gut. Wünsche dir ein entspanntes Wochenende [dance] lg Mare
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Re: einen Versuch ist es wert

Beitragvon Lisa » 9. November 2014, 06:04

Hallo Mare, alles wieder gut! Bin halt einfach noch zu unsicher, auch was die Dosis von Bac anbetrifft. Und ich neige momentan dazu, jede auftretende Schwierigkeit mit meiner Abhängigkeit in Verbindung zu bringen. Aber ich bin ja noch jung und lernfähig [biggrin] und so ein kleiner Denkanstoß wie gestern von Papfl wirkt bei mir Wunder! Laufe jetzt nur noch mit Machete durch's Leben, also Vorsicht, was sich mir in den Weg stellt wird - zack - eliminiert [biggrin] .
Liebe Grüße und auch Dir einen wunderschönen (arbeitsfreien?) Sonntag!!
Lisa
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