Die Reise zum größten Abenteuer meines Lebens

Eigene Erfahrungsberichte zu Baclofen und Alkohol
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Dorian
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Die Reise zum größten Abenteuer meines Lebens

Beitragvon Dorian » 23. Oktober 2014, 02:48

Hallo an alle Leidensgenossen und Leidensgenossinen die meine Zeilen hier lesen,

seit 1-09-2014 habe ich begonnen mich mit selbst Baclofen zu medikamentieren, dazu bin ich zu einem Substitionsarzt gegangen der meine "Karriere" aus meinen eigenen Darstellungen kennt, aus meinen Therapie-Abschlußberichten und mich auch life im Vollsuff mitbekam... nachdem er meine Arztberichte aus der Psychatrie dutzendeweise studiert hatte und einige meiner "Auftritte" in seiner Praxis mitbekam hat er mir auf meinen Wunsch hin Baclofen verschrieben.

Er ist Substitutionsarzt und hat eigendlich Opiatabhängige als Patienten und wer weiß was er denen so alles verschreibt... Auf alle Fälle kam ich eines Tages aus der Entgiftung und brauchte nicht nur meinen Krampfschutz zum Ausschleichen sondern auch einen neuen Hausarzt. Ich ging mit meinem Entlassungsbericht in die Praxis und stellte mich vor. Aus irgendwelchen Gründen haben sie mir im Kreiskrankenhaus Tavor gegeben (in die Psychatrie wollte ich nach ca. 100 stationären Entgiftungen nicht mehr! Wahrscheinlich habe ich beim Aufnahmegespräch dem zuständigen Psychater im Vollsuff irgenwas von Ängsten erzählt). Und weil ich soo große Angst hätte und natürlich nur als Rückfallpophylaxe (daß ich das Gefühl bzw. die Wirkung so angenehm und so toll fand habe ich ihm natürlich nicht erzählt) habe ich ihn gefragt ob er mir nicht Tavor verschreiben kann.

Und prommt bekam ich 20 Stück a 2,5 mg. Für den Notfall, falls der Saufdruck nicht mehr auszuhalten ist ! Die reichten gerade mal eine Woche und als ich ihn um ein weiteres Rezept bat bekam ich nochmal 20 Stück a 2,0 mg Tavor. Die reichten nicht einmal eine Woche und natürlich trank ich mein übliches Quantum Vodka (ca. 800 - 1400 ml. Vodka ) dazu...Nachdem sie mich irgenwo aufgesammelt haben und in die Ausnüchterungszelle brachten rief die Polizei bei meinem Arzt an (ich hatte das Rezept von ihm noch im der Tasche). Und so bekam ich kein Tavor mehr aber immerhin Diazepam - gegen meinen Saufdruck, wie ich ihm versicherte..Als das Diazepam ausging und zu der Zeit mein Arzt im Urlaub war bekam ich ein heftiges Dellier: Ich war 5 Tage wach und habe ab dem dem vierten Tag so heftig halluziniert, daß ich dachte das kommt vom Schlafentzug. Krampfanfälle und Dellier hatte ich schon und da ich ja schon mindestens 4 Tage nichts mehr getrunken hatte war ich mir ganz sicher, daß es kein Dellier sein konnte.

Ich hatte zuvor noch nie Tavor (Lorazepam) genommen und wußte nicht, daß man schon nach drei Wochen abhängig ist und man einen Entzug bekommt wenn man es apruppt absetzt und nicht ausschleicht. Lange Rede kurzer Sinn: Als ich ihn nach Baclofen fragte um meinen Saufdruck in den Griff zu bekommen willigt er sofort ein. Er schaute in der Roten Liste nach weil er noch keine Ahnung hatte wie das Medikament anzuwenden sei, verschrieb mir 25 mg (100 St.) und empfohl mir davon eine morgens und eine abends zu nehmen... Zum Glück las ich vorher Ameisens Buch " Das Ende meiner Sucht" und fand bei meinen Internetrecherchen gücklicherweise dieses Forum hier und wußte somit wie man anflutet und ausschleicht. Ich habe ihm das Buch von Dr. Ameisen empfohlen, sowie dieses Internetforum ( genauer Don-Final) was ihn als Substitutionsarzt sehr interessierte.

Also nahm ich 3 x 5 mg täglich. Am dritten Tag nahm ich 3 x 10 mg und blieb bei dieser Dosis stehen wie es der Hersteller von Lioresal empfohl. Der Hersteller empfiehlt längere Pausen bei 30 mg, 60 mg, 90 mg und 150 mg eintzulegen und da ich alles richtig machen wollte und auch etwas Respekt hatte nachdem ich im Beipackzettel über die Nebenwirkungen gelesen hatte befolgte ich braf die Anweisungen des Herstellers.. Am Tag 6 bei 30 mg täglich wachte ich fixiert in der Psychatrie wieder auf wo mir die Ärzte sagten ich sei gestern mit 4,8 Promille auf der Intensivstation gelegen und am darauf folgenden Tag dann in die Psychatrie gebracht worden: im Krankenwagen fixiert in Begleitung der Polizei...

Als ich mein mitgebrachtes Baclofen nicht bekam entlies ich mich am gleichen Tag sebst als ich auf 0 Promille war. Also steigerte ich die Dosis um 20 mg alle 3 Tage bis ich auf 140 mg war und steigerte ab da nur noch um 10 mg jeden dritten Tag. Bei 170 mg blieb ich 14 Tage stehen, weil ich meine Tochter für 10 Tage besuchte und mich nicht mit meiner Müdigkeit rumquälen wollte (Müdigkeit ist die einzige Nebenwirkung die bei mir aufgetreten ist während der ersten 4-5 Tage bei der Anflutung. Stellte sich aber nach ca. einer Woche ein bei gleichbleibender Dosis)

Seit ich 100 mg am Tag nahm hatte ich keinen Saufdruck mehr und auch keinen Rückfall. Ich bin jetzt bei 200 mg und behalte diese wiederum bei (Pause) weil meine Tochter am Wochenende für eine Woche zu Besuch kommt und ich "einigermaßen fit" sein möchte.

Für mich gab es vor der Eigenbehandlung mit Baclofen nur noch die Option Sozio-Therapie... nach vier erfolglosen Langzeittherapien, ca. 100 stationären Entgiftungen, 1000en kalten Entzügen, unzähligen Aufenthalten in der Chirurgie (Unfälle, Verletzungen, ect. im Suff) ca. 250 mal im Arrest bei der Polizei zur Ausnüchterung, vier mal den Führerschein entzogen bekam, zig Jobs-Wohnungen-Beziehungen verlor und jahrelang im Knast saß - alles nur wegen dem scheiß Alk...Ich dachte wenn ich das alles überlebt habe und nicht irgendwann verrecken will an meiner Sucht muß ich für längere Zeit in eine Einrichtung - zwar freiwillig aber trotzdem unfrei und fremdbestimmt!

In einer der letzten Entgiftungen traf ich einen Weggefährten der mir von Baclofen erzählte und in meiner größten Verzweiflung begab ich mich auf die Reise zum größten Abenteuer meines Lebens... Bevor ich fremdbestimmt in einer Soziotherapieeinrichtung vor mich hin oxydiere dachte ich - was hab ich zu verlieren außer meinem Verstand und letzten Endes mein selbstbestimmtes Leben...? Seit dem ich keinen Saufdruck mehr habe kann ich wieder meinen Hobbys nachgehen, habe Hoffnung und wieder Lebensmut (statt lebensmüde und depressiv zu sein), glaube wieder an mich und an eine Zukunft, erfahre endlich was eine zufriedene Abstinenz ist und kann wieder planen (anstatt planlose Pläne zu schmieden die doch nicht realisierbar sind) !

Und an dieser Stelle ein fettes Danke an DonQuixote, der mir mit Rat und Tat zur Seite stand. Ohne ihn und sein Forum hier hätte ich wahrscheinlich nicht den Mut gehabt alleine (ohne die Weißkittel) diese Reise anzutreten !
Und an alle Weggefährten die noch in der Sucht hängen wünsche ich, daß Ihr die gleiche Erfahrung machen könnt wie ich sie mit Baclofen gemacht habe !
Viel Kraft und Mut, Dorian
Zuletzt geändert von Dorian am 24. Oktober 2014, 01:41, insgesamt 19-mal geändert.

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H1977
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Re: Das Abenteuer meines Lebens

Beitragvon H1977 » 23. Oktober 2014, 19:02

Hallo Dorin,

ich mußte deinen "Abenteuerbericht" mehrmals lesen. Er hat mich sehr berührt. Ich kann ja nur erahnen was du alles durchgemacht hast aber diese Energie immer wieder aufzustehen ist für mich schon unglaublich stark.
Es zeigt doch das du einen enormen Lebenswillen und viel Kraft hast. Wenn du es jetzt schaffst diese Kraft positiv zu
nutzen kriegst du das bestimmt hin. Dein Bericht macht Mut nicht aufzugeben....

Was mich ganz persöhnlich interessiert ist warum hattest du mit Tavor noch Saufdruck?
Ich habe auch schon Tavor verschrieben bekommen oder auch Diazepam und ich war davon so "high", dass der Alkohol mir egal war.
Was ist so anders an Bac, dass es dir damit gelingt Abstinent zu sein?
Ich nehme momentan auch Bac aber nur 60mg und es gelingt mir nur schwer auf Alkohol zu verzichten.
Auf jeden Fall finde ich es sehr gut, dass du diesen Bericht hier zur schreibst und ich wünsche dir weiters gelingen.

"Chacka du schaffst das" [biggrin]

Henny

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DonQuixote
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Re: Das Abenteuer meines Lebens

Beitragvon DonQuixote » 23. Oktober 2014, 21:27

Hi Dorian

Wirklich sehr heftig, was Dir da über viele Jahre alles wiederfahren ist. Danke, und auch von mir ein fettes, dass Du Deine Erfahrungen mit uns teilst.

Es ist vielfach so, dass Patienten und auch Ärzte erst dann auf Baclofen stoßen, wenn zuvor alle anderen Therapieoptionen scheiterten, oder sogar mehrfach scheiterten. Und dass dann diese Patienten oft eine markante Besserung bis hin zu einer „Heilung“ erfahren. Es wäre sehr zu begrüßen, wenn die Baclofen-Therapie bereits als erste Option bei der Behandlung von Suchterkrankungen angewandt würde.

Meint DonQuixote

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Re: Die Reise zum größten Abenteuer meines Lebens

Beitragvon Dorian » 24. Oktober 2014, 00:55

Hallo Henny, danke für Dein feedback, also warum ich auf Tavor oder Dias getrunken habe liegt wohl daran, daß ich Polytoxikomane bin. Seit der Geburt meiner Tochter vor 11 Jahren habe ich mich von den Drogen verabschiedet. Leider nicht vom Alk... Ich wollte damals raus aus der Illegalität, nie mehr rein in den Knast! Mit Alk und Tabletten bewegt man sich zwar im Bereich der Legalität, aber hochdosiert reißt eben auch mal ganz schnell der Film.

Und so kam es auch zwischendurch vor, daß ich wegen Bagatelldelikten im Vollsuff mal eben ein paar Monate gefangen habe. In Bayern haben sie mir auch gerne einen "vorsätzlichen Vollrausch" -das muß man sich mal auf der Zunge zergehen lassen-daraus gemacht. Deswegen bin ich auch nach meiner letzten Therapie aus dem weiß-blauen-Staat ins badische Ländle gezogen. Hier hab ich eine Adaption im Anschluß gemacht, aber leider hat mich das alles auch nicht vor einem Rückfall bewahrt.

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Re: Die Reise zum größten Abenteuer meines Lebens

Beitragvon DonQuixote » 24. Oktober 2014, 01:13

Hi Dorian

Dorian hat geschrieben:In Bayern haben sie mir auch gerne einen "vorsätzlichen Vollrausch" -das muß man sich mal auf der Zunge zergehen lassen- daraus gemacht.

Echt jetzt? Wie wollen die denn da den Vorsatz nachweisen? Ach so, verstehe, das ist in Bayern, da brauchen die
gar nichts nachzuweisen. Alles klar [good].

DonQuixote
________________________________________

Nachtrag: In der Schweiz wollen es rechtsbürgerliche Kreise den Bayern nachmachen.

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Re: Die Reise zum größten Abenteuer meines Lebens

Beitragvon Dorian » 24. Oktober 2014, 01:22

Danke auch Dir DonQuixote für Dein feedback. Naja ich hab wohl nichts ausgelassen... Für irgendwas werden diese Erfahrungen schon gut gewesen sein, wenn ich sie positiv nutze. Vielleicht auch dafür, daß ich meine Tochter entsprechend auf die Tücken des Partylebens vorbereiten kann und so manches andere wozu meine Eltern wohl offensichtlich nicht imstande waren. Einer meiner Therapeuten sagte einmal zu mir, daß mein Konsum mir ermöglicht hat mein Leben zu ertragen, bzw. überleben. Daß ein anderer dies alles nicht überlebt hätte - oder gar sich selbst sein Leben genommen hätte... Ich hänge an meinem Leben! Ich hatte auf jeden Fall eines, im Gegensatz zu anderen! Ich hatte auch mal ein gutes Leben mit tollen Momenten voller Glück, Stolz und Selbstvertrauen - in meinem alten Leben, vor der Sucht. Da will ich wieder hin, da weitermachen wo ich aufgehört habe zu leben.
Das beantwortet vielleicht auch die weiter oben gestellte Frage woher ich soviel Kraft habe immer wieder aufzustehen.
Zuletzt geändert von Dorian am 25. Oktober 2014, 22:51, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Die Reise zum größten Abenteuer meines Lebens

Beitragvon H1977 » 25. Oktober 2014, 08:16

Hallo Dorian,

das stimmt wohl, dass viele deinen Lebensweg nicht überlebt hätten.
Und wer ganz unten war der war und kann auch wieder hoch.
Was ich schön finde, dass du wohl Kontakt zu deiner Tochter hast.
Könnte mir gut vorstellen, dass es wichtig ist für sie und für dich.
Ich habe auch eine 11 jährige Tochter. Ihr Vater ist ein Ex Junkie
und er hat den Kontakt vor langer Zeit völlig abgebrochen obwohl er
angeblich clean ist schafft er es nicht sich auf sie einzulassen. Manchmal
versucht er es mir zu erklären und sagt er will und darf nicht zu viel
Emotion zulassen, weil er dann immer das Gefühl hat die Kontrolle zu verlieren.
Bin ihm deswegen nicht böse oder so, weil man so etwas eben nicht erzwingen
kann aber schade finde ich es, weil unsere Tochter so klasse ist und ich immer denke,
er "verpasst" was.
Meine Tochter hat einen Ersatzvater, der seiner Rolle mehr als gerecht wird. Zwei Brüder hat sie auch.

Weiß deine Tochter dennn viel von dir und deiner Vergangenheit?

Viele Grüße
Henny

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Dorian
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Re: Die Reise zum größten Abenteuer meines Lebens

Beitragvon Dorian » 25. Oktober 2014, 22:06

Hallo Henny,
schön von Dir zu hören, tut gut, daß Du Dich dafür interessiert wie ich mit meiner Tochter zurecht komme. Vorallem wenn Du in einer ähnlichen Situation bist - in Deinem Fall als Mutter, selbst abhängig und mit einem Kindsvater der sich selbst aus dem System herausnimmt - was ich sehr schade finde. Die Mutter meiner Tochter ist Pädagogin und hat jeden Tag mit Kindern zu tun denen ein Elternteil vorenthalten wird. Meistens ist es so, daß die Kids bei ihrer Mutter sind, vom Vater getrennt leben und der Kontackt zu beiden (Vater und Kind) unterbunden wird. Sie sieht jeden Tag wie sehr solche Kinder darunter leiden und was noch schlimmer ist: Sowohl das Kind als auch der Vater werden ihrer Rolle enthoben und diese wird somit nicht gelebt und auch nicht gewürdigt. Das hinterlässt Spuren auf beiden Seiten! Meine Freundin möchte desshalb, daß wir eine gute Vater-Tochter-Bindung haben. Ansonsten würde ich durchdrehen und "die Kontrolle verlieren".
Diese Bindung hällt mich am Leben und auch desshalb versuche ich seit 11 Jaren trocken zu werden.

Nach meiner ersten Therapie 2001 wurde meine Freundin schwanger und wir kauften ein altes Bauerhaus auf dem Land, das ich in zwei Jahren renoviert habe - Nestbau. Noch ein weiteres Jahr konnte ich meine Rolle als Vater und Versorger genießen und dann kam ich in eine Kontrolle, betrunken und mußte meinen Führerschein abgeben - zum vierten Mal. Damals war ich selbstständig und verkaufte Kaminöfen, montierte sie beim Kunden und verkaufte Brennholz, das ich im Winter selbst schlug und aufarbeitete. Es lief alles wunderbar, und bei mir ist es wie bei dem Esel dem es zu gut geht: Er geht aufs Eis... Selbstbelohnung, das Hochgefühl noch toppen wollen, wenn ich heute so darüber nachdenke weiß ich nicht mehr so genau was mich damals geritten hat. Nach dem Verlust meines Führerscheins und damit der Beendigung meiner Selbstständigkeit entwickelte sich meine Frustration zu einer handfesten Depression und ich trank nur noch Alk. Bis meine Freundin sammt Tochter auszog. Das war der Anfang vom Ende.

Das Haus wurde verkauft und ich zog wieder in die Stadt (ohne Auto auf dem Land ist planlos) in eine Bruchbude, die ich nicht mehr imstande war herzurichten. Bis dahin habe ich nur Bier getrunken und gekifft, doch von da an gings nur noch mit Vodka bergab - Kopf und Gefühle abschalten. Ich machte dann noch eine Therapie, der Kontackt zu meiner Tochter beschränkte sich auf die Wochenenden, aber eben nicht jedes.. In meinem Selbstmitleid (so die Psychologen in der Entgiftung) kam es kurz nach der Therapie wieder zu Rückfällen, aus denen dann letztendlich ein Dauervorfall wurde. Der Kontackt zu meiner Tochter fand nur noch alle paar Wochen statt, eben wenn ich es mal geschafft habe am vereinbarten Wochenende nicht total vergiftet und verkatert zu sein. In dieser Zeit sammelte ich dann die Monate Haft zusammen (mal hier ein Hausverbot an der Tankstelle - im Vollsuf vergessen und wieder reingelatscht - Urteil: 3 Monate wegen Hausfriedensbruch. Mal eine Beamtenbeleidigung in der Ausnüchterungszelle im Blackout: 4 Monate. Eine kleine Sachbe- schädigung hier, eine unbezahlte Rechnung da... Summa Summarum: 9 Monate Haft, anstatt mich auf Therapie zu schicken. "Die könnte ich ja im Anschluß machen, nach der Haft" so der bayrische Richter.

Damals stand § 64 im Raum, doch in Bayern gibts so was wie einen vorsätzichen Vollrausch - wußte ich auch noch nicht. Mir sagten die Ärzte und Psychologen immer, daß Alkoholismus eine Krankheit ist, aber bis zur bayrischen Justiz ist das noch nicht so ganz durchgedrungen. Habe während der Haft alle zwei Wochen von meiner Tochter Besuch bekommen und ich habe ihr das genau so erklärt wie eben beschrieben. Sie sagte damals zu mir: Es kann sich doch niemand raussuchen ob man eine Krankheit hat oder nicht. Also sie hat schon ein recht gutes Verständniss für mein Krrankheitsbild für ihr Alter. Auch dank ihrer Mutter, die ihr da nichts anderes suggeriert - wie das andere Mütter tun, die sich im Streit von ihren Kindsvätern trennen.

Morgen Abend kommt sie mich besuchen für eine Woche und ich freue mich umso mehr, daß ich mich entschlossen habe die Baclofen-Therapie zu machen ansstatt auf eine 18+monatige Soziotherapie zu gehen!

Du Wolltest wissen woher ich die Kraft nehme immer wieder aufzustehen, hab ich weiter oben DonQuixote erklärt. Dann wolltest Du wissen warum Bac bei mir gegen Suchtdruck wirkt, im Gegensatz zu Benzos: Benzodiazepine docken im Gehirn an den gleichen Rezeptoren an wie Alk. Deswegen bauen viele die mit Benzos in der Klinik entgiftet werden bald wieder einen Rückfall : Die Rezeptoren werden mit Benzos gefüttert, diese werden nicht ausgeschlichen (mein letzter stationärer Benzoentzug dauerte 5 Wochen !) - man wird entlassen und hat dann einen Benzoentzug (also einen Entzug vom Entzug - das ist die Psychatriepolitik : so zieht man sich seine Stammkunden!). Was macht man also um seine Rezeptoren zu bedienen... Alk saufen, wenn man keine Benzos hat. Und seien wir mal ehrlich, ohne eine geschlossene Einrichtung, also draußen und auch noch alleine, ohne Kontrolle...wer von uns Süchtigen bekommt schon einen qualifizierten Benzoentzug geschweige denn einen Alkentzug mit Runtertrinken hin? Ich persönlich hab noch keinen getroffen der das alleine geschafft hat

Baclofen belegt eben genau diese Rezeptoren, und nicht nur diese. Sondern auch die für Kokain, Amphetamin, Nikotin und sogar für Opiate! Durch die Anflutung bis zu 3,6mg pro Kg Körpergewicht und dort für mehrere Wochen stehen zu bleiben bedeutet: Die Rezeptoren im Gehirn werden aufgesättigt mit einem Spitzenwert (symptomunterdrückende Dosis). Ganz genauso wie beim Alk merkt sich unser Hirn (Suchtgedächtnis) diesen Spitzenwert und will bei jedem unkontrollierten Besäufnis diesen Peak (natürlich uns unbewußt!) wieder erreichen. Wenn man dann zur Dauerdosis (1,6 mg pro Kg Körpergewicht) reduziert und diese beibehällt werden die Rezeptoren weiterhin bedient und es kommt zu keinem Suchtdruck.

So jedenfalls stelle ich mir das Ganze vor. Für den Fall, daß ich falsch liege lasse ich mich gerne eines besseren belehren!

Ich freue mich wenn ich Dir weiterhelfen konnte und auch auf unser nächstes "meeting"
Bis dahin eine Gute Zeit, LG. Dorian

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Suse
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Re: Die Reise zum größten Abenteuer meines Lebens

Beitragvon Suse » 26. Oktober 2014, 02:26

Hallo Dorian,

Dorian schrieb: nach vier erfolglosen Langzeittherapien, ca. 100 stationären Entgiftungen, 1000en kalten Entzügen, unzähligen Aufenthalten in der Chirurgie (Unfälle, Verletzungen, ect. im Suff) ca. 250 mal im Arrest bei der Polizei zur Ausnüchterung, vier mal den Führerschein entzogen bekam, zig Jobs-Wohnungen-Beziehungen verlor und jahrelang im Knast saß - alles nur wegen dem scheiß Alk...I


deine Geschichte zeigt so dermaßen krass, was der Alkohol mit einem machen kann, dass es mir beim Lesen fast den Atem verschlug.
Genau wie alle Vorschreiber bewundere ich, dass du den Mut nicht verloren und jetzt sogar den neuen Weg eingeschlagen hast.
Mag doof klingen, aber ich empfinde es als Wunder, dass dieses Medikament etwas bewirkt hat, was so viele Therapien und nichtmal Benzodiazepine vermochten.
Ich hoffe und wünsche dir so sehr, dass es so bleibt!

Vielleicht verkehrt, aber ich würde dir dringend empfehlen weiter hoch zu dosieren. Langsam, natürlich, damit die Nebenwirkungen die Therapie nicht gefährden.
Dorian schrieb:
Baclofen belegt eben genau diese Rezeptoren, und nicht nur diese. Sondern auch die für Kokain, Amphetamin, Nikotin und sogar für Opiate!


Leider nicht gleichzeitig, scheint mit "einer" Sucht kommt das Medikament klar. Sonst würde ich nicht weiter rauchen wie blöde.

Dorian schrieb: Durch die Anflutung bis zu 3,6mg pro Kg Körpergewicht und dort für mehrere Wochen stehen zu bleiben bedeutet: Die Rezeptoren im Gehirn werden aufgesättigt mit einem Spitzenwert (symptomunterdrückende Dosis).


Kann nur von mir reden bei einem vorherigen Konsum von 2 - 3 Flaschen Wein täglich. Der Druck war schon bei 75 mg weg, nein, eigentlich sogar noch früher, hochdosiert habe ich bis zu 5 mg/kg Körpergewicht.
Da waren die Rezeptoren tatsächlich gesättigt und nichts, aber auch gar nichts hat mich zur Flasche getrieben.

Dorian schrieb: Ganz genauso wie beim Alk merkt sich unser Hirn (Suchtgedächtnis) diesen Spitzenwert und will bei jedem unkontrollierten Besäufnis diesen Peak (natürlich uns unbewußt!) wieder erreichen. Wenn man dann zur Dauerdosis (1,6 mg pro Kg Körpergewicht) reduziert und diese beibehällt werden die Rezeptoren weiterhin bedient und es kommt zu keinem Suchtdruck.


Das verstehe ich nicht ganz (zu spät?), aber die 1,6 mg pro kg als Erhaltungsadosis könnten ungefähr hinkommen - zumindest was mich betrifft.
Die Erfahrungen und Studien ergebnisse von Baclofen sind ja noch nicht in Stein gemeißelt.

Und selbst wenn, hängt der Therapieerfolg sicher auch vom Umfeld ab, von der eigenen Willenskraft, von den "Tätigkeiten", mit denen man die Alkoholzeiten ausfüllt, von persönlichen oder aber beruflichen Zielen.

Verzeih, das sollte gar nicht kritisch oder gar belehrend klingen. Hat es das?
Mit der Sicht deiner Ex-Freundin auf die Beziehung zu deiner Tochter kannst du, wie es klingt, sehr froh sein. Andere Frauen hätten dir angesichts solcher "Eskapaden" den Kontakt zum Kind höchstwahrscheinlich verboten.
- Das ist also schon mal ein großes Ziel. Die Beziehung zu deiner Tochter.

Höchstwahrschienlich wirst du auch bereits andere Ziele verfolgen und das ist gut. Die Motivation sollte man nutzen. Ich machte nur in meinen endlosen Versuchen immer wieder den Fehler, mich in meiner Euphorie beruflich zu übernehmen, was mich dann oftmals wieder so getresst hat, dass....
Aber, das mag nur auf mich zutreffen.

Ich wünsche dir nochmals von Herzen alles Gute,

lG Suse
Früherer Name: Desperatio

Plötzlich konnte ich sehen und ich war froh. Doch was ich sah, gefiel mir nicht. Ich lerne, neu zu sehen. Suse

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Re: Die Reise zum größten Abenteuer meines Lebens

Beitragvon Papfl » 26. Oktober 2014, 10:35

Hallo zusammen!

Dorian hat geschrieben:Für den Fall, daß ich falsch liege lasse ich mich gerne eines besseren belehren!

Nur ganz kurz (und nicht böse gemeint [smile] ), damit diesbezüglich kein falscher Zusammenhang und kein falsches Verständnis entsteht.

Dorian hat geschrieben:Baclofen belegt eben genau diese Rezeptoren, ...

Das stimmt so nicht ganz. Dorian hat das im Grunde anfangs ganz gut beschrieben, dass Benzodiazepine bei der Entgiftung ein Stück weit die "Rolle" von Alkohol übernehmen, in dem sie an die entsprechenden Rezeptoren andocken und diese quasi "kontrolliert" sättigen. So können Entzugssymptome abgemildert werden und im Idealfall - wenn die Benzos ordentlich ausgeschlichen sind - verlässt der Patient die Klinik "entgiftet".

Zurück bleibt das "Craving" (psychisch und physisch), wobei bei Letzterem wieder die Rezeptoren eine entscheidende Rolle spielen. Und damit auch Baclofen. Allerdings wirkt Baclofen nicht an den selben Rezeptoren, die für Alkohol, andere Drogen, Benzos etc. verantwortlich sind (das spielt sich alles im GABA-A-System ab), sondern an den Rezeptoren im GABA-B-System.

Das GABA-A-System unterscheidet sich vom GABA-B-System in einem wichtigen Punkt: Die GABA-A-Rezeptoren entwickeln eine Toleranz (zusammen mit den Rezeptoren des GLUTAMAT-Systems ist das der Grund dafür, dass immer mehr vom Suchtmittel eingenommen werden muss, um die gleiche Wirkung zu erzielen).

Das GABA-B-System hingegen kennt keine Toleranzentwicklung und keine euphorisierende Wirkung. Und Baclofen ist ein GABA-B-Agonist (d. h., es dockt an die GABA-B-Rezeptoren an). Deshalb kann man von Baclofen nicht abhängig werden und mit Baclofen auch keine Rauschzustände erreichen.

Baclofen kann also nicht den Rausch oder die Hochstimmung, die "Drogen" im GABA-A-System bewirken, ersetzen. Wohl aber die beruhigende, entspannende, angstlösende Komponente. Denn die gibt's im GABA-B-System auch.

Das Thema, warum Alkohol und Baclofen sich ein Stück weit neutralisieren, wurde an anderer Stelle schon mal angesprochen. Vereinfacht gesagt liegt das daran, dass "das Hirn" zuallererst nach "einer Wirkung" im GABA-A-System sucht. Findet es dort nichts, setzt es seine Suche an GABA-B fort.

Werden die GABA-A-Rezeptoren mit einer Flasche "Wein" gefüttert, und die GABA-B-Rezeptoren mit Baclofen, dann zieht Baclofen "den Kürzeren". "Das Hirn" beschäftigt sich solange mit GABA-A, bis der Wein weg (also "abgebaut") ist. Meist ist danach auch vom Baclofen an GABA-B nicht mehr viel übrig. Man schätzt grob, eine Flasche Wein und 75 mg Baclofen antagonisieren sich ("heben sich auf", "neutralisieren sich").

Wer sich näher dafür interessiert, wie Alkohol (und andere Drogen) im "Hirn" wirken, kann sich mal durch diese Animation klicken.

Einen schönen Sonntag wünscht
Papfl
„Der Hori­zont vie­ler Men­schen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Und das nen­nen sie dann ihren Stand­punkt."
Albert Ein­stein (1879 - 1955)

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Re: Die Reise zum größten Abenteuer meines Lebens

Beitragvon gretikatz » 26. Oktober 2014, 15:41

@papfl

Alles so gut erklärt - Du bist wirklich ein Hauptgewinn für unser Forum!!

LG gretikatz

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H1977
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Re: Die Reise zum größten Abenteuer meines Lebens

Beitragvon H1977 » 26. Oktober 2014, 16:40

Hallo Dorian,

dein Lebensbericht liest sich wie ein spannendes aber trauriges Buch.
Kamikaze Bruder würde ich mal sagen. Kann ich verdammt gut verstehen. Ich lebe (leider) auch so
nach dem Prinzip: darf‘s ein bisschen mehr sein???? Sowohl positiv als auch negativ. Und ich gehe da auch gerne mal über die Grenze…. Alkohol hilft dann um diese Grenzgänge erträglich zu machen.
Das du so offen und ehrlich von dir und deinem Leben berichtest finde ich sehr beeindruckend und stark…
Es ist schön und wichtig, dass ich mit jemanden Kontakt habe, der auch Kinder in dem Alter von meinen Kindern hat. Ähnlich ist auch, dass meine Kinder eben auch nicht bei mir wohnen. Sie leben
Bei ihrem Vater(Ziehvater) und das ist auch gut so. Ich denke sie haben dort ein sehr behütetes und emotional Beständiges Zuhause. Aber der Kontakt zu ihnen ist regelmäßig und intensiv.
Da muss ich wirklich auch dem Vater sehr dankbar sein. Er hat mich inständig gebeten die Kinder bei ihm zu lassen und im Gegenzug habe ich ihn gebeten mir die Kinder nicht vor zu enthalten. Bis jetzt klappt der Deal sehr gut.

Meine Sucht ist erst „spät“ ausgebrochen. Ich habe nach den drei Kindern angefangen extrem zu trinken. Als es dann zu viel wurde, bin ich in Therapie gegangen. Mein damaliges Umfeld (Mann, Familie) habe ich wenig Verständnis erfahren. Die wollten, das ich weggehe und „Schrauben“ nachziehen lasse um dann weiter „nach Plan“.
Ich wusste aber, dass ums verrecken nicht wieder zurück in diese „heile, schöne Welt“ wollte.
Das war hart, diese Entscheidung die Kinder auch zu verlassen. Aber insgeheim wusste ich, dass ich nicht in der Lage war mich „artgerecht“ und liebevoll um sie zu kümmern. Ich hätte sie aus einer für Kinder schönen und beständigen Welt geholt .
Hab dann auch Adaption und Nachsorge und all den ganzen Rotz gemacht. Jetzt habe ich eine eigene Wohnung, ich arbeite Vollzeit, mache viel Sport und „da draußen“ ahnt wohl auch keiner von meinem Alkoholkonsum. Außerdem habe ich dann ja meine Kinder alle zwei Wochenende und in den Ferien.
Ich könnte ja jetzt auch sagen, „so What“ ich mache so weiter und hege und pflege meine Sucht wie einen blinden Fleck. Aber das will ich nicht. Ich stelle mich und ich will da raus. Auch ohne diese verdammten scheiß „Götter in Weiß“. Die haben doch auch nur ihre eigene Lebensberechtigung(Geld) im Hirn. Und wenn das mit Bac nichts wird (ich befinde mich auch zur Zeit in einer Testphase) dann suche ich weiter bis ich „meinen Weg“ aus dieser Krankheit finde.
Auch oder gerade wegen der Kinder. Denn wenn sie so weit sind sich dem Leben und ihrer ganz „eigenen“ Welt und ihren ganz „eigenen“ Problemen zu stellen kann ich als Mutter im besten Fall für sie da sein… Würdest du deine Tochter nicht mehr lieben wenn sie aus dem Rahmen fällt? Egal wie.
Haben wir als Eltern versagt, wenn unsere Kinder nicht funktionierende, nützliche Mitglieder dieser ach so tollen Gesellschaft sind?
Nee, ich glaube nicht, denn genau da fängt liebe und Beziehung zu Kindern doch erst an oder?
Dann da zu sein, ihnen zu zeigen, dass es Wege gibt, dass es immer Möglichkeiten gibt umzukehren.
Nicht den furchtbaren moralischen Zeigefinger. Damit kann doch kein Arsch was anfangen…..oder?
Ich möchte, dass meine Kinder einen weiten Blick bekommen. Weiter als bis zum eigenen Reihenhaus Gartenzaun. Es gibt diesen Spruch, gib deinen Kindern Wurzeln und Flügel……
Wurzeln kann /konnte ich meinen Kindern nicht geben. Aber vielleicht Flügel.
Hoffentlich überfordere ich dich nicht. Es sprudelt einfach nur gerade alles aus mir heraus.
Also auf jeden Fall finde ich die Mutter deiner Tochter sehr, sehr weit und tolerant. Sie hat schon echt viel verstanden…
Sorry, wenn ich jetzt zu viel von mir geschrieben habe.
Ach, und noch etwas. Ich muss mich jetzt mal „outen“.
Ich habe überhaupt keine Ahnung (Interesse) an diesen ganzen „technischen“ oder „medizinischen“ Wirkungsweisen von Medikamenten. (Asche auf mein Haupt)
Damit habe ich für viele hier im Forum wahrscheinlich den kleinsten Schwa….
Ich mache es mir da echt einfach, Hauptsache es wirkt…
Sorry Leute……..

Ach, und noch was….die spinnen die Bayern…
Bis dann Dorian.
(Noch weiß ich nicht, ob ich dir das über PN oder übers Forum schicke)

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Re: Die Reise zum größten Abenteuer meines Lebens

Beitragvon Dorian » 4. November 2014, 23:40

So jetzt habe ich wieder Luft zum Schreiben, an Suse und Papfl: Danke für Eure Feedbacks! Ich werde in Kürze darauf eingehen, da meine Tochter gerade abgereist ist und ich noch ganz durch den Wind bin würde ich Euch gerne die nächsten Tage ausführlicher antworten, ok ?
Bis zum nächsten Mal also,
Euer Dorian

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Re: Die Reise zum größten Abenteuer meines Lebens

Beitragvon Dorian » 6. November 2014, 01:07

Hallo Suse,
danke für Deine Rückmeldung! Es hat überhaupt nicht kritisch oder belehrend geklungen. Was mich jetzt interessiert währe: Bei meinen 70 Kg habe ich in den nächsten Tagen die SUD (Symptom unterdrückende Dosis) von 255 mg erreicht.
Wie hoch sollte ich die Dosierung steigern? Du sagtest, Du hättest bis zu 5 mg pro Kg Körpergewicht hochdosiert. Ich schlag mich jetzt aber schon bei 240 mg mit der ständigen Müdigkeit rum.
Wenn mir irgend jemand einen Rat diesbezüglich hat wäre ich sehr dankbar!

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Re: Die Reise zum größten Abenteuer meines Lebens

Beitragvon Dorian » 6. November 2014, 01:30

Hallo Papfl,
ich weiß Deine Erklärungen sehr zu schätzen und nehme diese dankbar an.
Da hab ich wohl meine Hausaufgaben nicht sorgfältig gemacht... Ich habe Dr. Ameisens Buch nur einmal gelesen aber jetzt da Du es erwähnst erinnere ich mich schwach daran.
Kannst Du mir etwas darüber sagen wie hoch ich dosieren soll (SUD) und für wie lange ich diese stehen lassen soll? Reichen 2 Wochen, oder sind 4 Wochen besser?
Danke nochmal für Deine Ausführungen, Du bist wahrlich eine Bereicherung für dieses Forum!
Liebe Grüße, Dorian
Zuletzt geändert von Dorian am 6. November 2014, 15:45, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Die Reise zum größten Abenteuer meines Lebens

Beitragvon Papfl » 6. November 2014, 10:22

Hallo Dorian,

Dorian hat geschrieben:Kannst Du mir etwas darüber sagen wie hoch ich dosieren soll (SUD) und für wie lange ich diese stehen lassen soll? Reichen 2 Wochen, oder sind 4 Wochen besser?

Bei Deinem Versuch, Olivier Ameisens "Switch-Experiment" zu wiederholen, begehst Du einen entscheidenden Fehler: Du trinkst noch bzw. hast bis vor kurzem noch getrunken! Abgesehen davon, dass das Warten auf den "Switch" nur seltenst das gewünschte Erfolgserlebnis bringt (s. o.), begann Ameisen seine Aufdosierung abstinent:

Olivier Ameisen (S. 172-174) hat geschrieben:Um mit meinem Baclofen-Protokoll ganz neu anzusetzen, ging ich bis auf eine Dosis von 30 Milligramm herunter und steigerte sie jeden dritten Tag um 20 Milligramm; bei verstärktem Craving oder erhöhtem Stress gestand ich mir zusätzlich 20 bis 40 Milligramm täglich zu. Weil mein Verlangen nach Alkohol immer nachmittags und abends besonders schlimm war, teilte ich die Baclofen-Dosis in drei unterschiedliche Portionen auf und nahm morgens weniger, später am Tag mehr. Ich wollte mich bis auf 300 Milligramm pro Tag steigern, sofern keine Nebenwirkungen auftraten, die das unmöglich machen würden. 300 Milligramm wären 4 Milligramm pro Kilogramm meines Körpergewichts, mehr als die Dosierung von 1 bis 3 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht, die bei den Versuchstieren das Verlangen nach Alkohol unterdrückt hatte.

Vom ersten Tag an ließen meine Muskelverspannungen und Angstgefühle nach, und mein Schlaf wurde erholsamer. Wenn ich zusätzliche 20 bis 40 Milligramm Baclofen einnahm, sobald ich den Wunsch nach Alkohol verspürte, erlebte ich nur rund eine Stunde intensives Craving, dann wich es und kehrte nicht so schnell wie in der Vergangenheit in der üblichen Stärke zurück. Die zusätzlichen 20 bis 40 Milligramm erzeugten einen Zustand tiefer Entspannung, gefolgt von Schläfrigkeit, aber danach war ich immer ganz klar im Kopf. Das fühlte sich vollkommen anders an als die Benommenheit, die Benzodiazepine wie Valium verursachten. Selbst wenn ich einschlief, erwachte ich frisch. (...)

Am Samstag, dem 14. Februar, am 38. Tag meines Baclofen-Protokolls, war ich bei 270 Milligramm täglich, das Neunfache der Dosis, die Giovanni Addolorato bei seinen Versuchen mit Baclofen gegen Alkohol-Craving verwendete. (...)

Nach fünf oder zehn Minuten blickte ich auf. Rechts neben mir saß ein Mann in einem Sessel und trank eine dunkle Flüssigkeit, Whiskey oder Cognac, vermutete ich – und es war mir egal. Ich schaute wieder in meine Zeitung, und es
dauerte ein bis zwei Minuten, bis ich das gleichgültige Gefühl bewusst registrierte.

Insofern ist es auch wenig sinnvoll, in Deinem Fall Mutmaßungen über die Symptomunterdrückende Dosis (SUD) anzustellen resp. wie lange Du diese beibehalten solltest. Schlicht und ergreifend, weil es keine Vergleichsdaten gibt.

Du hast Dein Experiment unter falschen Voraussetzungen begonnen. Das ist jetzt nicht weiter tragisch. Auch Ameisen hatte mehrere Versuche unternommen ("Um mit meinem Baclofen-Protokoll ganz neu anzusetzen...", s. o.).

Nicht zuletzt, um künftigen Baclofen-Nutzern solche "Irrfahrten" zu ersparen, wurde der "Leitfaden" entwickelt.

Du fragst mich, wie Du weitermachen sollst. Ehrlich gesagt sehe ich in Deinem jetzigen Vorgehen keinen rechten Sinn. Was ich mir vorstellen könnte (Du bist jetzt bei 240 mg/d) ist, den Leitfaden umgekehrt zu gehen. Das würde bedeuten: Stelle - wenn möglich - das Trinken ein und dosiere Baclofen in kleinen Schritten (10-15 mg alle drei Tage) wieder runter.

Solange das Craving einigermaßen erträglich ist, dosierst Du weiter ab. Wenn Du an einen Punkt kommst, wo Du das Craving dann partout nicht mehr aushälst (z. B. bei 150 mg/d oder so), bist Du so etwa im +/- Bereich Deiner individuellen Erhaltungsdosis angekommen.

Alternativ kannst Du natürlich auch langsam ganz abdosieren (wie Ameisen es machte) und angelehnt an den Leitfaden nochmal von vorn beginnen. Das mit dem "Switch" klappt bei abstinentem Beginn schon kaum, bei zusätzlichem Konsum wohl gar nicht. Sorry.

Vielleicht solltest Du Dich auch von der Vorstellung verabschieden, dass Baclofen das Verlangen bzw. die Gedanken an Alkohol ohne eigenes Zutun quasi von alleine einfach so von "jetzt auf gleich" abschaltet. Ich nehme meine individuelle Erhaltungsdosis jetzt seit fast zweieinhalb Jahren und denke ab und an immer noch mit Wonne an ein kühles Weißbier :wink: . Aber halt nicht mehr zwingend.

Interessant in diesem Zusammenhang sind auch die Erkenntnisse, die Dr_Domuch vor einiger Zeit hier im Forum postete: Sinngemäß heißt es da unter anderem, dass Baclofen auch Betroffenen, die nicht von Anfang an eine deutliche Minderung des Cravings verspüren, auf der "Langstrecke", d.h. bei längerer Einnahme trotz geringer(er) Wirkung, helfen kann.

Alles Gute einstweilen,
Papfl
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Albert Ein­stein (1879 - 1955)

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Re: Die Reise zum größten Abenteuer meines Lebens

Beitragvon GoldenTulip » 6. November 2014, 10:58

Hallo Dorian,

inhaltlich stimme ich papfl zu.
Aus eigenem Erleben kenne ich es, (ich habe auch weiterhin getrunken und Bac genommen), dass ich im Gegenteil mit erhöhter Baclofendosis mehr getrunken habe als vorher, um nämlich weiterhin den Alkoholrausch zu erzeugen.

Irgendwann fiel mir dann auf, dass das kaum Sinn der Sache sein kann....

Papfls Vorschlag:

Stelle - wenn möglich - das Trinken ein und dosiere Baclofen in kleinen Schritten (10-15 mg alle drei Tage) wieder runter.


Ergänze und interpretiere ich so, das Trinken schrittweise zu reduzieren, nicht auf einen Schlag damit aufzuhören. Jeden Tag 1-2 Einheiten weniger, damit Du nicht heftigen körperlichen und psychischen Entzugserscheinungen zum Opfer fällst.

Nicht den Mut verlieren, Du hast ja ein Ziel vor Augen und - Umwege erweitern die Ortskenntnis,

Lieben Gruß
Conny
Siegreiche Krieger siegen bevor sie in den Krieg ziehen, während Verlierer erst in den Krieg ziehen und dann versuchen, zu gewinnen. Sunzi.
Wenn Du nichts tun kannst, tu, was Du tun kannst. Conny.

In respektvollem Gedenken an Aaron Swartz http://de.wikipedia.org/wiki/Aaron_Swartz

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Re: Die Reise zum größten Abenteuer meines Lebens

Beitragvon Dorian » 6. November 2014, 12:54

Hallo Conny,
danke für Deine Tips und die Guten Wünsche! Tut gut von "alten Hasen" ihre Erfahrungen nutzen zu dürfen.
Ich muß gestehen, daß ich schon in vielen Deiner Beiträge geschmökert habe und daß ich Deine Denke sehr mag.
Möchte auch mehr schreiben, tippe aber zur Zeit noch auf meinem Telefon rum. Das nervt schon, vorallem die ständige
Korektur. Freu mich schon mich mit Dir auszutauschen!
Liebe Grüße & bis bald, Dorian

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Re: Die Reise zum größten Abenteuer meines Lebens

Beitragvon GoldenTulip » 6. November 2014, 13:19

Das nervt schon, vorallem die ständige Korektur.


Diese Funktion nennt sich "Wörterbuch" und lässt sich unter Einstellungen /.... abstellen. Google mal Dein Modell (oder auch nur Hersteller) und Wörterbuch abschalten.

LG Conny
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Re: Die Reise zum größten Abenteuer meines Lebens

Beitragvon portklang » 23. November 2014, 18:48

EINFACH NUR ALLERGRÖSSTEN RESPEKT FÜR DEINEN WEG!

ICH HAB IHN JETZT VOR MIR UND BIN MOTIVIERT. DANKE !


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